Schrankhüter.

Das sind jene Kleider, die es vom Kleidergeschäft in unseren Schrank geschafft haben, wo sie fortan ein ähnliches Schicksal erwartet wie jener ihrer Cousins, den Ladenhütern: Vergessen von allen.

Rund 40 Prozent unserer Garderobe, sagen Experten, besteht aus solchen Schrankhütern, manchmal sind es sogar noch deutlich mehr.

Oder, um hier eine noch rasch zwei weitere Statistiken zu bemühen: Gerade mal 15 Prozent von uns nutzen gemäss verschiedenen Studien das volle Potential ihres Kleiderschankes. Umgekehrt verbringt die Durchschnittsfrau in unseren Breitengraden knapp ein Jahr mit Jammern, weil sie trotz gut gefülltem Kleiderschrank «einfach nichts zum Anzuziehen» findet.

Fast. Ein. Ganzes. Jahr.

Oder, in meinem Fall vielleicht sogar noch länger, weil es sich hier ja um einen Durchschnittswert handelt und ich mich gefühlt jeden zweiten Tag mit der Frage «was ziehe ich bloss an?» beschäftige. Ganz im Gegenteil zu meiner BFF Cécile, die mir vor ein paar Tagen mitteilte, sie habe ihre Garderobe ganz bewusst auf eine aus 37 Kleidungsstücken reduziert – Schuhe, Mäntel und Accessoires eingerechnet! «Ich möchte jetzt einfach mal ausprobieren und hoffe dabei, dass ich langfristig nicht bewusster konsumiere, sondern auch wertvolle Zeit spare.»

 

 

Die Inspiration dazu habe ihr die Amerikanerin Courtney Carver mit ihrem Projekt 333 geliefert, bei dem man jeweils für drei Monate aus 33 Teilen eine so genannte Capsule Wardrobe zusammenstellt. «Auf diese Weise hat man einen zur Jahreszeit passenden Kleiderschrank und kann seine Garderobe um Trendteile ergänzen», erklärte mir Cécile das Prinzip der beliebten Challenge, an der immer auch immer mehr Mode-Fans Gefallen finden.

«Gerade für so genannte Fashion-Addicts ist das Project 333 ideal, weil es eben nur ein Experiment ist, bei dem man während drei Monaten herausfinden kann, ob und wenn ja wie es die eigene Einstellung zu den vielen Kleidern verändert», sagt die Kleider-Diät-Begründerin Carver im Interview drüben auf stylight.de über das grosse Interesse an ihrem Projekt. «Nach einer Saison kann man sich ja wieder etwas Neues zulegen.»

 

 

Bei der Caspule Collection mit limitierter Stückzahl geht es entsprechend nicht um den totalen Verzicht, sondern viel mehr eine Reduktion der Garderobe auf jene Stücke, die man wirklich liebt. Viele ihrer Kunden würden das Project 333 nutzen, um die eigene Beziehung zum Konsum zu entwickeln, andere wollten sich einfach nur von unnötigem Ballast befreien und dann gebe es noch jene, die einfach Spass daran hätten, sich eine eigene Kollektion zusammenzustellen, erzählt Carver: «Es passieren die unterschiedlichsten Dinge, darum lohnt sich der Versuch auf jeden Fall.»

Was BFF Cécile in den nächsten drei Monaten erlebt und wie vor allem: wie es ihr beim textilen Detox ergeht, wird sie mir in Form von wöchentlichen Updates mitteilen, damit ich Dich über den Abschluss des Experiments informieren kann.

Vielleicht wird sie mich dabei auch inspirieren, selbst einen gewissen Aktivismus zu entwickeln.

Denn irgendwie scheint auch bei mir die Zeit reif zu sein, um mich von diversen Schrankhütern zu trennen. Wie ich genau das machen werde, ist noch offen – vielleicht hast auch Du ein paar gute Tipps auf Lager?