Do’s and dont’s bei ästhetischen Eingriffen: Die Checkliste von Dr. Valentina Bänninger
Egal, ob es um einen kleinen Routine-Eingriff geht oder um eine aufwändige Operation: Immer mehr Menschen erwägen eine Optimierung des Äusseren durch den Besuch bei einer Fachperson.
Falls auch* Du Dir immer wieder mal überlegst, «etwas machen zu lassen», sind das insofern gute Nachrichten, weil es infolge der steigenden Nachfrage ein immer breiteres Angebot für jedes Bedürfnis gibt.
*yap, ich gehöre ebenfalls dazu, denn bei mir wurde gestern die Falte zwischen den Augen mit Botox behandelt… Mehr dazu ein anderes Mal!
Unabhängig vom geplanten Prozedere ein absolutes Must – und das meine ich wirklich ernst, Darling, denn nur so lassen sich unangenehme Überraschungen vermeiden! – ist eine vorangehende, wirklich gründliche Recherche über mögliche Risiken und Nebenwirkungen sowie über den oder die richtige Anbieter:in.
Worauf es bei solchen Nachforschungen ankommt, welche Fragen man im Erstgespräch stellen sollte und wann es eine Zweitmeinung braucht, erklären Dir im Rahmen der sonrisa-Serie «Die Checkliste vor Beauty-Eingriffen» verschiedene profilierte Fachleute auf diesem Gebiet.
Heute zu Gast ist Valentina Baenninger, leitende Ärztin mit langjähriger Erfahrung in Ästhetischer Dermatologie sowie Mitbegründerin des neuen, famosen Beauty-Campus SweetSkin in Baar, bei der ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte für ihre fundierten, spannenden und wirklich hilfreichen Antworten auf meine zahlreichen Fragen.
Frau Dr. Baenninger, angenommen, ich habe das Bedürfnis nach einem optischen Fresh-up: Wo soll ich mich über die verschiedenen Möglichkeiten informieren?
«Ich denke, man muss hier zwischen zwei verschiedenen Ausgangslagen unterscheiden: Entweder Sie haben ein sehr konkretes Anliegen, das Sie beseitigt haben will wie etwa die Stirn- oder Zornesfalten. In diesem Fall ist es relativ einfach und mitunter auch sinnvoll, sich online über mögliche Behandlungsoptionen zu informieren. ‚Den einen, ultimativen Informationsort‘ dafür gibt es nicht– gemäss meiner Erfahrung ist es aber oft am verlässlichsten, sich auf den Homepages verschiedener Ästhetik-affinen Dermatologen oder Plastischen Chirurgen in der Schweiz zu orientieren.
Dann gibt es aber auch den Fall, dass man einfach nicht (mehr) zufrieden ist mit dem Blick in den Spiegel, aber nicht genau festmachen kann, woran es liegt. Hier führt für mich kein Weg daran vorbei, sich persönlich bei einer Fachperson beraten zu lassen. Wenn diese Person ihr Handwerk kennt, kann Sie bereits nach einem kurzen Gespräch eine erste Einschätzung und mögliche Behandlungsoptionen aufzeigen.
Ich selbst möchte in diesem Gespräch jeweils nicht nur die Anliegen der KundInnen erfahren, sondern eben auch das Gesicht ganz genau beobachten: Was verändert sich beim Sprechen, beim Lachen, beim Nachdenken? Nach einem solchen Gespräch mit konkreten Vorschlägen zu sinnvollen und möglichen Vorgehensweisen meinerseits kann die eigene, zielgerichtete Recherche für gewisse Kundinnen als Ergänzung sehr hilfreich sein. Bei diesem Vorgehen verhindert man automatisch eine grundsätzliche Überforderung – und spontane Fehlentscheidungen.»
Wie findet man einen guten Spezialist:in für Beauty-Eingriffe?
«Der einfachste und mitunter sicherste Weg ist immer Mund- zu Mund Kommunikation. Frauen (und Männer): sprecht miteinander – auch über heikle Themen wie Ästhetische Eingriffe.
Ich bin der festen Überzeugung, dass mit dieser simplen Methode sehr schnell einmal die guten Spezialisten gefunden und, nicht unwesentlich, die «schwarzen Schafe gemieden werden können.
Grundsätzlich gilt: Gute ästhetische Expert:innen nehmen sich immer Zeit für ein Gespräch und drängen nie zu Behandlungen. Insbesondere gilt das für grössere Eingriffe.
Wenn ich selbst etwa einen gewünschten Eingriff nicht für sinnvoll erachte oder denke, dass die entsprechende Massnahmen nicht mehr natürlich wirken, teile ich das meinen Kund:innen immer ganz offen mit.
Zu guter Letzt sollte auch immer das Bauchgefühl stimmen: Wenn ich mich wohl fühle in der Gegenwart einer:r Spezialist:in, kann eine mitunter langjährige vertrauensvolle Zusammenarbeit entstehen.»
Woran erkenne ich eine gute, qualifizierte Fachperson?
«Achten Sie darauf, dass die behandelnde Person bei ästhetischen Eingriffen auch tatsächlich eine Ärztin oder ein Arzt ist oder über entsprechende fachliche Qualifikationen verfügt.
Bei Treatments zu auffällig günstigen Preisen in einem Hinterzimmer sollten immer die Alarmglocken klingeln.
Eine qualifizierte Fachperson wird Sie immer auch über die Risiken und möglichen Nebenwirkungen der gewählten Behandlung aufklären. Zum Thema Seriosität gehört auch das Thema Preistransparenz: Bei seriösen Instituten werden Sie immer vor der Behandlung über die Kosten aufgeklärt.»
Was sagen Titel aus über eine Fachperson?
«Eine ‘Fachperson’ ohne Titel gibt es nicht – jeder Arzt und jede Ärztin, die in der Schweiz praktizieren dürfen, hat eine von den Schweizer Behörden zugelassene Qualifikation. Leider gilt der Umkehrschluss nicht: Nicht jede Person mit Doktortitel ist automatisch auch ein:e erfahrene:r, seriöser ästhetischer Behandler:in.
Insofern: Lassen Sie sich nicht blenden durch Ahnengalerien von Zertifikaten und Urkunden, Papier ist sehr geduldig.»
Gute ästhetische Expert:innen nehmen sich immer Zeit für ein Gespräch und drängen nie zu Behandlungen. Insbesondere gilt das für grössere Eingriffe.
Dr. Valentina Bänninger
Braucht es vor einem Eingriff jeweils eine Bedenkzeit?
«Vor grösseren Eingriffen braucht es immer eine Bedenkzeit – alles andere ist nicht seriös. Bei operativen Eingriffen gilt ausserdem eine gesetzliche Bedenkfrist von mindestens 24 Stunden.
Zu anderen, umfassenden ästhetischen Behandlungen gibt es in der Regel immer mehr als eine Option und entsprechend ist eine unmittelbare Behandlung/ Entscheidung nicht immer sinnvoll.
Geht es aber etwa lediglich um eine Toxinbehandlung für die Stirnfalten, dann ist das keine ‘Rocket-Science’ und sie kann gut sofort anschliessend an das Gespräch erfolgen.»
Wann raten Sie zu einer Zweitmeinung?
«Unter den folgenden Umständen:
- Wenn das Bauchgefühl nicht stimmt.
- Wenn operative Massnahmen dringend empfohlen werden, obwohl man lediglich eine «sanfte» Auffrischung wollte.
- Wenn die genannten Preise exorbitant sind, und wenn man zu einer Behandlung gedrängt wird.»
Wie lässt sich verhindern, dass ich zu einem Eingriff überredet werde?
«In Umgang mit Ästhetik gilt: lassen sie sich niemals zu etwas überreden, das für Sie nicht verständlich ist oder nicht begründet werden kann.
Hilfreich ist es darum, schon vor dem Beratungstermin seine eigenen Grenzen abzutasten: wie weit würde ich gehen, um mein ‘Problem’ zu lösen?
Nehmen sie sich nach dem Beratungsgespräch ausreichend Zeit, eine Entscheidung zu treffen.
Ganz wichtig: Entscheiden Sie niemals über einen umfangreichen Eingriff, wenn es Ihnen emotional nicht gut geht. Wir Menschen sind in solchen Situationen viel anfälliger, unsere eigenen Grenzen nicht zu respektieren und uns überreden zu lassen.»
Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Preis eine:s Anbieters:in und der Qualität der Arbeit?
«Ich sage: Nein.
Man kann aber davon ausgehen, dass wenn bestimmte Eingriffe zu auffällig niedrigen oder teuren Preisen – immer im Vergleich mit der lokalen Konkurrenz – angeboten werden, irgendetwas nicht stimmt.
Ebenfalls Vorsicht geboten ist bei einer intransparenten Preispolitik und ständig wechselnden Preisen für gleiche Behandlungen.»
Braucht es einen medizinischen Check up vor einem Eingriff?
«Ein allgemeiner Check Up ist es vor den meisten ästhetischen Behandlungen nicht nötig.
Bei umfangreichen plastisch-chirurgischen Eingriffen kann ihm Rahmen der Anästhesie-Vorabklärungen eine allgemeine Gesundheitsversorgung-Standortbestimmung aber notwendig werden.»
Welche Fragen sollte man unbedingt stellen beim ersten Gespräch mit eine:r Spezialist:in?
«Ich denke, es ist das Wichtigste, seine eigenen Bedürfnisse zu kommunizieren.
Fragen Sie nach, wenn Ihnen etwas nicht klar ist oder zu schnell ging. Fragen Sie immer nach Alternativen, wenn Ihnen diese nicht spontan genannt werden.
Es gilt: Nur ein informierter, aufgeklärter Kunde hat die Autonomie, auch selbst mitentscheiden zu können.»
Sollte man möglichst früh anfangen mit Eingriffen oder gibt es in jedem Alter die Möglichkeit zur Optimierung?
«Die gute Nachricht: Es gibt definitiv in jedem Alter die Möglichkeit zur Optimierung.
Wenn man sehr jung ist – ich versehe darunter Menschen unter 30 Jahren – sind fast alle Behandlungen und Eingriffe präventiver Natur. Wer etwa nie Stirnfaltenlinien entwickeln möchte, muss frühzeitig mit Toxinbehandlungen beginnen. Die Behandlungen bei jungen Kund:innen zielen also darauf ab, den Körper dabei zu unterstützen, möglichst lange jugendlich zu bleiben.
Mit zunehmendem geht es in der Regel zunächst darum, zuerst die bestehenden Anzeichen der Hautalterung zu ‚reparieren‘. In einem zweiten Schritt werden dann Massnahmen zur Erhaltung des wiedererlangten Status Quo eingeleitet.»
Wie kann man seine eigenen Wünsche realistisch einordnen?
«Wenn Sie ein ‘Newcomer’ sind in der Beauty-Industrie, gilt immer die Devise: Beginnen Sie dort, was sie am meisten stört.
Sind diese selbst empfundenen ‘Problemzone’ behoben, sollten Sie sich einen Moment Zeit nehmen, um zu realisieren, wie sie sich fühlen: Ist es ein gutes Gefühl? Oder fühle ich mich unwohl, habe ich Angst, dass jemand erkennt, dass ich etwas gemacht habe?
Die Grenzen von Beauty-Eingriffen sind für mich dort, wo offensichtlich wird, dass eine Kundin oder ein Kunde den Sinn für natürliche Ästhetik verloren hat. Das ist für mich auch die Grenze, bei der ich persönlich Nein sage zu Behandlungen, auch wenn das für mich möglicherweise bedeutet, dass ein:e andere:r Anbieter:in die ‘Optimierung’ dennoch durchführen wird.»
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