Dr. Hauschka: Die Aussprache des Namens brachte die Schauspielerin Julia Roberts an ihre linguistischen Grenzen – hielt sie aber nicht davon ab, sich bei jeder Gelegenheit lobend über die Rosencrème des deutschen Traditionshauses zu äusseren, auf die sie durch ihre Stylistin am Set von «Erin Brockovich» gestossen war. 

«The Birkkenstock of Beauty products» nannte die Oscarpreisträgerin einst im Interview ihre neuen Pflegefavoriten – und katapultierte die Naturkosmetik aus der miefigen Öko-Ecke ins Scheinwerferlicht von Hollywood.

Genau 20 Jahre später ist ein Ende der grünen Schönheitswelle nicht abzusehen, im Gegenteil: Bio im Necessaire ist in, Kosmetika ohne Giftstoffe sind gefragt und entsprechend der grossen Nachfrage gibt es mittlerweile eine riesige Auswahl an natürlichen Beauty-Produkten – sehr zu meinem Entzücken, wie an dieser Stelle vielleicht noch erwähnt werden sollte, denn als langjährige Beauty-Journalistin ist natürlich die Diskussion um fragwürdige Inhaltsstoffe nicht spurlos an mir vorbei gegangen.

Dass ich damit nicht die einzige bin, zeigt die steigende Anzahl von Kosmetikprodukten mit einem zertifizierten Naturkosmetik-Siegel wie etwa die Soil Association Certifikation, die sich während den vergangenen Jahren verdoppelt haben in Europa und nun weit über 10’000 Artikel umfassen. 

Bei aller Euphorie setze ich aber auch einige Fragezeichen hinter die Vermarktung dieses für mich sehr berechtigten Trends, zumal es für Begriffe wie «Green Beauty», «Naturkosmetik» und – aktuell grad extrem hipp – «Clean Beauty» bis heute keine festgelegten Standards gibt. Stattdessen etabliert jede Marke ihre ganz eigene Definition von «clean», «natürlich», «hypo-allergen» und was es sonst noch alles gibt an Schlagworten, mit denen immer mehr Brands Werbung machen, die sich damit ein Stück vom grünen Beauty-Kuchen sichern möchten. 

Für uns Konsument*innen stellen sich darum viele Fragen wie «Was genau bedeutet Clean Beauty», «Ist Clean Beauty automatisch auch vegan?», «Wird Clean Beauty fair produziert?» oder «Worin liegt der Unterschied zwischen Clean Beauty und Green Beauty?». 

Um hier ein wenig Klarheit zu schaffen, habe ich mich an Biomazing-Begründerin und Naturkosmetik-Guru Anna Mandozzi gewandt, die exklusiv für sonrisa einen zweiteiligen Clean Beauty Guide erstellt hat, in dem sie auf alle – aber wirklich alle! – Aspekte zu dieser komplexen Thematik eingeht. 

Danke, Anna!

Im grossen Clean Beauty Guide auf sonrisa werden alle Fragen zu diesem komplexen von Expertin Anna Mandozzi beantwortet.

Definition Clean Beauty

«Für die meisten Brands bedeutet das Schlagwort ‚Clean Beauty‘ in erster Linie, dass ein Produkt frei ist von potentiell gesundheitsschädigenden oder sonst problematischen Wirkstoffen – meist ohne genauer zu erklären, um welche Inhaltsstoffe es sich handelt. 

Da der Begriff nicht geschützt ist, kann jede Marke ihre Produkte als Clean Beauty deklarieren und vor allem selbst bestimmen, was sie darunter verstehen. Insofern ist Clean Beauty also keine Garantie für ‚reine‘ oder ’saubere‘ Kosmetik ohne bedenkliche Inhaltsstoffe. Kommt dazu, dass Produkte mit dem Claim ‚Clean Beauty‘ auch oft synthetische enthalten und entsprechend höchstens naturnah, aber nicht natürlich sind.» 

Definition Green Beauty

«Genauso wie Clean Beauty ist auch der Begriff ‚Green Beauty‘ weder klar definiert oder gesetzlich geschützt und entsprechend legt das jeder Hersteller ein wenig anders aus.

Üblicherweise versteht man darunter Kosmetik, die aus natürlichen Rohstoffen hergestellt und auf natürliche Weise weiterverarbeitet wird. Manche Händler definieren Green Beauty als möglichst naturnah produzierte Kosmetik.»

Definition Naturkosmetik

«Auf’s Risiko hin, dass es langweilig wird, aber: Naturkosmetik ist genau so wenig ein geschützter Begriff wie Clean Beauty oder Green Beauty. Somit können selbst Produkte mit synthetischen Inhaltsstoffen als Naturkosmetik deklariert werden, selbst wenn diese über eine Naturkosmetik-Zertifizierung verfügen. 

Zertifizierte Naturkosmetik hingegen muss immer dem Standard entsprechen und des gewählten Prüfsiegels entsprechen, was die Einordnung für die Konsumenten*innen ganz klar erleichtert. 

Die Anforderungen sind je nach Prüfsiegel natürlich unterschiedlich, aber im Allgemeinen ist man mit zertifizierter Naturkosmetik in den allermeisten Themen auf der sicheren Seite was bedenkliche Inhaltsstoffe angeht. 

Trotzdem gibt es auch hier ein ‚aber‘ – das war ja irgendwie klar, oder? –, denn Naturkosmetik bedeutet nicht automatisch, dass die Produkte aus Rohstoffen in Bio-Qualität bestehen. Womit wir beim nächsten Punkt wären…»

Definition Biokosmetik

«Wie der Name bereits vorwegnimmt, bezieht sich der Begriff Biokosmetik auf Schönheitsprodukte, die einen bestimmten Anteil von biologischen Rohstoffen aufweisen, wobei dieser nicht automatisch 100 Prozent ausmacht. 

Insofern ist darum selbst bei Naturkosmetik Vorsicht geboten, da es gerade bei natürlichen Rohstoffen gravierende Qualitätsunterschiede geben kann. So haben nämlich nur Rohstoffe in Bio-Qualität garantiert keine Rückstände von Düngemitteln oder Pestiziden, wie sie im konventionellen Anbau verwendet werden und über die Haut in den Körper gelangen können. Selbst die Pflanzensamen müssen bei Bio-Rohstoffen einem gewissen Standard entsprechen und dürfen etwa nicht genmanipuliert sein. 

Mit anderen Worten: Nur wo bio drauf steht, ist bio drin – sofern es sich um zertifizierte Rohstoffe handelt.»

Definition Demeter-Qualität

«Unter allen Bewertungen gilt das Demeter-Zertifikat von Demeter als das höchste und strengste Qualitätssiegel für natürlich hergestellte Kosmetik und Lebensmittel. Verliehen wurde es darum bisher gerade mal an rund 3’500 Lebensmittel sowie Kosmetika und Modeartikel. 

Die Intention hinter dem Demeter-Siegel ist es, Naturkosmetik weitestgehend aus natürlichen Stoffen herzustellen, welche sich auf die menschliche Gesundheit förderlich auswirken und die Umwelt nicht belasten. Welche konkreten Voraussetzungen ein Produkt erfüllen muss, um das Demeter-Zertifikat zu erhalten, beschreibt der Bioverband ausführlich auf seiner Website

Clean Beauty: Abgrenzung zur Naturkosmetik

«Grüne Kosmetik liegt im Trend und darum suggerieren viele Brands, dass Clean Beauty nur ein modernes Synonym für Bio-oder Naturkosmetik ist, was allerdings nicht immer stimmt. Der Grund: Während Bio- und Naturkosmetik keine synthetischen Inhaltsstoffe enthalten dürfen, können Clean Beauty Produkte durchaus Synthetika und sogar von der zertifizierten Naturkosmetik strikt abgelehnte Stoffe enthalten.»

Im grossen Clean Beauty Guide auf sonrisa werden alle Fragen zu diesem komplexen von Expertin Anna Mandozzi beantwortet.

Uff!

Wie Du siehst, Sweetheart, ist die Sache mit der Clean Beauty relativ anspruchsvoll, denn wer als Verbraucher*in mehr über den Inhalt seiner Tübchen und Töpfchen wissen möchte, muss sich wohl oder übel intensiver mit den Wirkstoffen eines solchen Produkts auseinanderzusetzen: Sei das mit Hilfe von Profis – bei Biomazing etwa gibt es ein ganzes Team an Experten für die Beratung der Kundschaft – und/oder mit Hilfe des zweiten Teils des Clean Beauty Guides, der schon mald online geht.

In diesem Sinne: Fortsetzung folgt.

Hier, auf sonrisa natürlich.

Wo denn sonst?