Der Auslöser war mein Wunsch nach Zahlen-Ballonen, die sich, wie ich mir schon in den schönsten Farben ausmalte, auf Instagram und Pinterest sicher total gut machen würden. Bis mir irgendwann einfiel, dass ein leichter Windhauch ausreichen würde, um die Reihenfolge der Ziffern durcheinander zu bringen. Von 45 auf – sapperlott! – 54.

Die Zahlen-Ballone verschwanden darum so schnell von der Wunschliste für meinen 45. Geburtstag, wie sie dort aufgetaucht waren.

Nicht verdrängen hingegen liess sich die Tatsache, dass meine mein nächster runder Geburtstag der 50. sein würde.

Und daran, ganz ehrlich, musste ich mich erst einmal gewöhnen. Weil ich das Ende der 40-er Jahre bisher einfach nicht auf dem Radar hatte. Oder besser: Fröhlich ignorierte.

Ein Verdrängungsmechanismus also, ausgelöst durch eine Zahl, die im Grunde genau gar nichts aussagt.

Schliesslich sind wir ja immer nur so alt wie wir uns fühlen, oder?

Mag sein, aber mir machten diese zwei Ziffern trotzdem tüchtig zu schaffen. Zu meinem grossen Ärger, wie vielleicht noch gesagt sein muss, da ich eigentlich überzeugt war, dem Zahlen-Terror schon vor längerer Zeit entkommen zu sein.

Seit dem Wegräumen der Wage, um genau zu sein, die während meinen Studenten-Jahren jeden Morgen zum Einsatz kam und einen massgeblichen Einfluss hatte auf meine Stimmung: 200 Gramm weniger waren ein Grund für Freudenschreie, 300 Gramm im Plus sorgten mehr als einmal für hysterische Krisen, die zu peinlich sind, um hier noch näher darauf einzugehen. Umso mehr, als dass sich die Sache mit meiner Schwangerschaft zum Glück von selbst erledigt hatte.

Praktisch über Nacht wurde mein Gewicht zur Nebensache und stattdessen lag mein Fokus auf dem Wohlergehen des Winzlings unter meinem Herzen.

Daran hat sich bis heute nicht viel geändert, auch wenn der Winzling mittlerweile die gleiche Schuhgrösse hat wie ich. Und die Waage? Kommt eigentlich nur noch zum Wägen des Reisegepäcks zum Einsatz.

Gegen den Einfluss und damit auch den Druck von Zahlen bin ich aber trotzdem nicht wirklich immun, wie mir in den Tagen vor meinem 45. Geburtstag schmerzhaft klar wurde.

Vielleicht, weil Zahlen ganz klare Werte vermitteln: Das Körpergewicht, die Kleidergrösse, das Alter – aber auch die Anzahl von Followern auf Social Media, um hier ein weiteres Thema aufzugreifen, das in den vergangenen Monaten enorm an Bedeutung gewonnen hat.

In meinem Beruf zumindest, und damit auch in meinem Alltag.

War früher nämlich nur der Inhalt meines Blogs entscheidend, spielen heute vor allem für die Agenturen und Firmen die Likes und Klick-Statistiken meiner Social Media Plattformen mindestens eine so wichtige Rolle. Darüber, ob das eine gute oder schlechte Entwicklung ist, kann man sich streiten.

Wie ich damit umgehe hingegen, liegt ausschliesslich an mir. Und an niemandem sonst.

Statt also voller Selbstmitleid mit dem Schicksal zu hadern, wenn bei meinem Instagram-Account mal wieder ein paar (vermutlich sowieso falsche) Follower abspringen oder wenn eine Presse-Reise aufgrund meiner zu kleinen Reichweite auf Instagram kurzfristig abgesagt wird, versuche ich seit der Mini-Midlecrisis vor meinem 45. Geburtstag mehr denn je, die Dynamik in meinem Job als Chance zu sehen:

Dazu, dass ich gezwungen bin, all meine Aktionen zu hinterfragen. Neues zu Lernen. Nicht in einen Trott zu verfallen. Aktiv und innovativ zu werden. Auf die beste Leserschaft aller Zeiten – ja, Darling, damit bist Du gemeint – noch mehr einzugehen.

 

Ein paar sehr persönliche Gedanken über Nummern: Im Pass, auf der Waage und auf Social Media.

 

Unnötig zu erwähnen, dass dieser Prozess ziemlich viel Kraft kostet. Vor allem, wenn man es sich eigentlich lieber in seiner heiss geliebten Komfortzone gemütlich machen würde. Ohne sich ständig neuen Herausforderungen mit ungewissem Ausgang stellen zu müssen.

Auf der anderen Seite, und dafür bin ich unendlich dankbar, wurde mir durch die ungewollte Auseinandersetzung mit meinem Alter wieder einmal in aller Klarheit bewusst, dass Nummern und Zahlen niemals die Persönlichkeit eines Menschen wiedergeben können. Weder auf der Waage, auf Social Media noch als Ballone.

 

Ein paar sehr persönliche Gedanken über Nummern: Im Pass, auf der Waage und auf Social Media.

Ein paar sehr persönliche Gedanken über Nummern: Im Pass, auf der Waage und auf Social Media.

 

PS: Die Ballone habe ich dann übrigens doch noch bekommen zum Geburtstag. In Form von Buchstaben, die zusammen das Wort sonrisa ergeben haben, das bekanntlich «Lächeln» heisst.

Und genau so habe ich den Tag auch verbracht. Mit einem grossen Lächeln im Gesicht – voll im Glück darüber, dass mein Leben aus so viel mehr besteht als aus Zahlen und Nummern.

 

Ein paar sehr persönliche Gedanken über Nummern: Im Pass, auf der Waage und auf Social Media.