Sie sind schon länger im wahrsten Sinne in aller Munde: Vitalpilze, die wegen ihren zahlreichen positiven Eigenschaften auf den Körper sowie das Aussehen auf Social Media als ganzheitlicher Schönmacher abgefeiert werden.

Was es mit diesem Hype auf sich hat, warum es sich bei diesem neuen Trend eigentlich um eine überlieferte Tradition aus der fernöstlichen Heilkunde handelt und wie man die richtige Sorte für seine eigenen Bedürfnisse findet, erklärt Mykopräventologin Anna Mandozzi im grossen FAQ über Vitalpilze.

Vitalpilze: Was versteht man genau darunter?

«Ganz knackig auf den Punkt gebracht handelt es sich bei Vitalpilzen um eine eng definierte Gruppe von Pilzen mit spezielln Eigenschaften.»

Vitalpilze: Eigenschaften?

«Vitalpilze…

  • sind nicht giftig, also essbar
  • stärken das Immunsystem
  • wirken antioxidativ
  • haben keine Nebenwirkungen
  • regulieren den Fettstoffwechsel
  • haben eine besonders hohe Nährstoffdichte
  • wirken adaptogen
  • gehören zu den ältesten und am besten studierten Naturheilmitteln der Welt.

… und sind auch sonst in vieler Hinsicht sehr interessant.

(Vital)Pilze: Die wichtigsten Fakten auf einen Blick?

«Pilze sind weder Pflanzen noch Tiere, sondern bilden eine eigene Kateorie mit einem riesigen Potential für die Menschheit und unseren Planeten, wie die folgende Auflistung zeigt:

  • 80 bis 90 Prozent der Pflanzen könnten ohne Pilze nicht wachsen.
  • 25 Prozent der Biomasse sind Pilze – im Erdreich.
  • Der menschliche Organismus und sogar unsere DNA ähnelt mehr dem Pilz als den Pflanzen, darum wirken Pilze beim Menschen so gut.
  • Pilze können die DNA verändern und die DNA reparieren.

Die Liste liesse sich beliebig verlängern, aber ich denke, sie gibt bereits einen guten Einblick in das Universum von Pilzen, oder?»

Vitalpilze: Unterschiede und Gemeinsamkeiten mit Adaptogenen?

«Es gibt insofern eine grosse Schnittmenge, weil Vitalpilze zur Gruppe der Adaptogene (hier geht es lang zum grossen FAQ über Adaptogene) gehören. Darunter versteht man bestimmte natürliche Substanzen welche dem Körper helfen, mit Stress umzugehen. Adaptogene passen sich den aktuellen Bedürfnissen eines Menschen an – adapatare heisst ‘anpassen’ – und wirken je nach Zustand stimulierend oder beruhigend.
Alle Vitalpilze sind also auch Adaptogene aber nicht alle Adaptogene sind Vitalpilze, da es auch Pflanzen und Kräuter mit adaptogener Wirkung gibt.»

Vitalpilze: Kriterien beim Kauf von Vitalpilzen?

«Wie bei einem Medikament steht auch bei den Vitalpilzen die Qualität an oberster Stelle.

Wenn alle Fragen dieser kurzen Checkliste mit ‚Ja‘ beantwortet werden können, handelt es sich um sichere und wirksame Produkte:

* Stammt das Präparat von einem geprüften, absolut seriösen Anbieter mit der entsprechenden Kompetenz auf dem Gebiet der Mykologie?
* Hat das Präparat einen hohen Anteil an Polysacchariden?
* Ist das Präparat – also das Produkt selbst – bio-zertifiziert?

Ein weiterer Hinweis ist auch der Preis, denn hochwertige Pilze sind immer noch schwierig zu kultivieren und aus diesem Grund auch nicht günstig. Von Vitalpilzen zum Schnäppchenpreis sollte man darum unbedingt die Finger lassen, was umgekehrt aber nicht heisst, dass teure Produkte automatisch gut sind.»

Vitalpilze: Warum ist Bio-Qualität so wichtig?

«Weil Pilze von ihrer Umgebung Schwermetalle, Pestizide, Radioaktivität sowie weitere schädlichen Stoffe aufnehmen und diese speichern und anreichern. Mit der Einnahme von Präparaten in Bio-Qualität lassen sich solche Belastungen vermeiden und der Körper profitiert in vollem Ausmass von den guten Wirkungen der Vitalpilze.»

Vitalpilze werden auf Social Media als natürliche Beauty-Booster für schöne Haut gefeiert. sonrisa erklärt im grossen FAQ, was es mit diesem Hype auf sich hat – und welcher Pilz für welches Hautbedürfnis geeignet ist.
Bild: Pexels

Vitalpilze: Nebenwirkungen?

«Per Definition gibt es bei Vitalpilzen keine Nebenwirkungen und auch eine Überdosierung ist nicht möglich.

Man kann aber eine Lebensmittelallergie auf Pilze oder eine Eiweissunverträglichkeit haben, wobei das nur selten vorkommt.

Gerade zu Beginn einer Kur mit Vitalpilzen ist es allerdings möglich, dass es zu leichten Reaktionen rund um die Verdauung und/oder zur Verstärkung der Symptome kommt, was sich jeweils nach rund einer Woche wieder legt.»

Vitalpilze: Einname?

«Eine Kombination verschiedener Vitalpilze ist ideal, da sich die Wirkung der Vitalpilze gegenseitig ergänzen. Zur optimalen Vorbeugung von viralen Erkrankungen etwa raten Mykotherapeuten zu zwei oder sogar drei verschiedenen Pilzen. Am besten nimmt man sie in der passenden Dosierung jeweils vor dem Essen mit viel Wasser ein.

Ich selbst nehme immer die volle Dosis auf einmal, aber man kann die Tabletten oder das Pulver auch aufteilen, wenn sonst die Verdauung sensibel reagiert.»

Vitalpilze: Neuer Trend oder alte Tradition?

«Vitalpilze werden in verschiedenen Medizinkulturen seit mehreren tausend Jahren verwendet. Einige Vitalpilze, wie beispielsweise Reishi, Chaga, Auricularia und Cordyceps werden in der TCM bereits seit über 2000 Jahren angewendet. Eine Vielzahl an Vitalpilzen stammt aus China, denn dort werden sie in der Volksmedizin noch länger als in der TCM, nämlich bereits seit Jahrtausenden als “Heilmittel” jeglicher körperlicher Beschwerden gepriesen. 

Doch nicht nur in Asien, sondern auch in Europa war die Anwendung der Vitalpilze verbreitet. Als 1991 die berühmte 5300 Jahre alte Gletschermumie Ötzi gefunden wurde, fand man bei ihr zwei Birkenporlinge (Piptoporus betulinus) und einen Zunderschwamm (Fomes Fomentarius) – also Vitalpilze!

Ausserdem gibt es aus dem 12. Jahrhundert verschiedene Dokumente der Äbtissin und Heilkundlerin Hildegard von Bingen, in denen sie ihr Wissen zu Vitalpilzen festhielt. Im Zuge der Hexenverbrennung wurden die meisten Schriftstücke diesbezüglich allerdings ausgelöscht. Durch die Institutionalisierung der Klostermedizin ging leider ebenfalls viel Wissen um die Vitalpilze aus dieser Zeit verloren. 

Aber, fun fact: Mittlerweile gibt mehr Studien zu einigen Vitalpilzen, als zu Heilpflanzen! VItalpilze sind also extrem gut erforscht und vor allem in Asien ein fixer Bestandteil der Medizin der Gegenwart.»

Da Stress unter anderem auch negative Auswirkungen auf den Zustand der Haut haben kann, setzen immer mehr Beauty-Brands auf Vitalpilze als Wirkstoffe für gesunde und damit schöne Haut

Anna Mandozzi

Vitalpilze: Woher kommt der Hype in der Beauty-Branche?

«Das grosse Thema unserer Zeit ist Stress: Mentaler Stress, die Hektik des modernen Lebens, der extra Stress der durch Social Media ausgelöst wird, Erfolgsdruck sowie ökonomisch schwierige Zeiten führen zu Reizüberflutung, körperlicher Anspannung und Gedankenchaos.

Auf dieser Grundlage ist eine grosse Bewegung entstanden, die seit gut zehn Jahren immer mehr in Richtung Wellness, Selbstfürsorge, Achtsamkeit sowie Nachhaltigkeit geht, da sich diese Strategien besonders gut bewährt haben bei der Bewältigung des stressigen Alltags. Passend zu diesem ganzheitlichen Lebensstil erleben darum auch überlieferte Traditionen sowie seit Jahrhunderten bewährte Heilmittel aus der Natur eine Art Renaissance.

Vitalpilze haben es aufgrund ihren ausgleichenden sowie stressregulierende Eigenschaft besonders darum schon relativ früh auf den Radar einer breiten Öffentlichkeit geschafft als wirksames Mittel zur Stressbekämpfung.

Da Stress unter anderem auch negative Auswirkungen auf den Zustand der Haut haben kann, setzen immer mehr Beauty-Brands auf Vitalpilze als Wirkstoffe für gesunde und damit schöne Haut.»

Vitalpilze: Studien zur Wirksamkeit in Bezug auf die Haut

«Es gibt mittlerweile mehrere wissenschaftliche Studien, die sich mit den potenziellen Auswirkungen von Vitalpilzen auf die Haut beschäftigen. Hier sind einige Beispiele:

  • „Anti-inflammatory and skin barrier repair effects of natural Shiitake mushroom (Lentinula edodes) extract on atopic dermatitis“ (2018) – Diese Studie untersuchte die Auswirkungen von Shiitake-Pilzextrakt auf die Haut von Patienten mit atopischer Dermatitis. Die Ergebnisse zeigten, dass der Extrakt eine entzündungshemmende Wirkung hatte und dazu beitrug, die Hautbarriere wiederherzustellen.
  • „Effects of a medicinal mushroom, Inonotus obliquus, on the properties and functionality of human skin fibroblasts“ (2015) – Diese Studie untersuchte die Wirkung von Inonotus obliquus (Chaga-Pilz) auf menschliche Hautfibroblasten. Die Ergebnisse zeigten, dass der Pilz die Zellproliferation und -migration förderte und dazu beitragen könnte, die Hautgesundheit zu verbessern.
  • „Inhibitory effects of water extract from Agaricus blazei on immediate-type allergy in vitro and in vivo“ (2005) – Diese Studie untersuchte die Wirkung von Agaricus blazei (Mandelpilz) auf allergische Reaktionen in vitro und in vivo. Die Ergebnisse zeigten, dass der Pilz eine antiallergische Wirkung hatte und dazu beitragen könnte, allergische Hautreaktionen zu reduzieren.
  • „Ergothioneine prevents copper-induced oxidative damage to DNA and protein by forming a redox-inactive ergothioneine-copper complex“ (2010) – Diese Studie untersuchte die antioxidative Wirkung von Ergothionein, einem Bestandteil von Pilzen wie Reishi und Cordyceps, auf DNA und Proteine. Die Ergebnisse zeigten, dass Ergothionein dazu beitragen kann, oxidativen Stress zu reduzieren und damit die Hautgesundheit zu fördern.

Mehre Studien belegen ausserdem die entzündungshemmende, antioxidative und belebende Eigenschaft von Tremella. Auch seine Eigenschaft bis zu 5x seines Eigengewichtes in Wasser zu speichern, ist wiederholt belegt worden.» 

Vitalpilze werden auf Social Media als natürliche Beauty-Booster für schöne Haut gefeiert. sonrisa erklärt im grossen FAQ, was es mit diesem Hype auf sich hat – und welcher Pilz für welches Hautbedürfnis geeignet ist.
Bild: Pixabay

Vitalpilze: Welcher Pilz für welches Hautbedürfnis?

Reishi: Beruhigt gestresste Haut und wirkt gegen hormonelle Hautprobleme


Reishi ist DER Anti-Stress-Pilz überhaupt. Er trägt zur Beruhigung des Nervensystems bei, hält den Cortisolspiegel im Gleichgewicht und hilft so nicht nur bei hormonell bedingten Hautproblemen, sondern auch gegen stressbedingte Hautalterung.

Reishi enthält ausserdem hautschützende Bestandteile wie Polysaccharide, Triterpenoide und Polyphenole, die als Antioxidantien die Haut vor oxidativen Schäden schützen.  

Chaga: Mindert Falten und strafft

Der Chaga-Pilz ist eines der wirkungsvollsten antioxidativen Lebensmittel der Welt und darum ideal zur Prävention von vorzeitiger Hautalterung. Dazu ist Chaga auch reich an Selen und Beta-Gluonen-Polysacchariden, welche die Bildung von Kollagen stimulieren.

Im Total macht das den Chaga-Pilz zu einem natürlichen Booster für ein jugendliches Hautbild.

Cordyceps: Bringt den Teint zum Strahlen und kurbelt die Durchblutung an

Cordiceps verbessert die Hautgesundheit durch seinen Einfluss auf eine gesunde Durchblutung und auf die kardiovaskuläre Gesundheit.

Des weiteren wirkt der Cordyceps-Pilz der Erschlaffung der Blutgefässe entgegen (Vasodilatation) und erhöht gleichzeitig die Freisetzung von Stickstoffmonoxid in den Blutgefässen, was den Sauerstoff- und Nährstofffluss verbessert. Das alles hat direkte Auswirkungen auf die Hautgesundheit und das Hautbild. 

Shiitake: Gleicht das Hautbild aus und beugt Falten vor

Shiitake enthält L-Ergothionein, ein starkes Antioxidans, das Hautschäden, Hautalterung und dem Abbau von Hautzellen vorbeugt.

Überdies ist Shiitake auch reich an Kojisäure, die zu einer natürlichen Aufhellung der Haut beiträgt und die Bildung von Pigmentstörungen verhindert, oder diese auch verbessern kann, wenn sie bereits entstanden sind.

Tremella: Spendet und speichert Feuchtigkeit

Der Tremella-Pilz ist ein extrem feuchtigkeitsspendendes Superfood, welches das 1000-fache seines Gewichts an Wasser speichern kann – und damit rund fünf Mahl mehr Feuchtigkeit spendet als Hyaluronsäure! Er enthält ausserdem eine antoxidative Verbindung –Uronsäure ist der Fachausdruck –, welche die Haut schützen, die Störung der Lipidbarriere verringern und die Feuchtigkeitsbarriere der Haut stärken.

Vitalpilze werden auf Social Media als natürliche Beauty-Booster für schöne Haut gefeiert. sonrisa erklärt im grossen FAQ, was es mit diesem Hype auf sich hat – und welcher Pilz für welches Hautbedürfnis geeignet ist.
Bild: Pexels

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