In der Teenagerzeit fing es an. Ganz sachte. Mal mit einem Tiegel hier, mal mit einer Tube dort aus dem Badezimmer ihrer Eltern, wo sich Fabienne Bolliger immer wieder mal bediente bei Schränkli ihrer Mutter.

Weil sie von ihrer Mutter gelernt hatte, dass es bei der individuellen Beauty-Routine nicht nur um Schönheit geht. Sondern vor allem auch um Zeit für sich selbst.

Die berühmte Me-Time, wie es auf Neudeutsch so hübsch heisst, «auch wenn es dieser Begriff damals vermutlich noch gar nicht gab», wie die Marketing-Spezialistin und Jungunternehmerin mit einem Lächeln sagt. «Da war einfach diese schwer in Worte zu fassende Faszination für Kosmetik, die mich einfach nicht mehr losliess.»

Bereits während ihres Studiums an der HSG ging sie darum der Frage nach, warum Beauty-Produkte insbesondere auf Frauen eine oft irrationale Anziehungskraft ausüben. «Damals war ich noch viel naiver und habe diesen leeren Versprechungen geglaubt. Bis ich plötzlich anfing, genauer hinzuschauen, was bezüglich Inhaltsstoffen steht und wie klinische Studien zusammengestellt wurden», sagt Bolliger über ihre persönliche Entwicklung, die im vergangenen Jahr zur Gründung eines eigenen Beauty-Labels reBELLE Beauty führte.

Wieso dieser Schritt ausgerechnet während der Pandemie erfolgte und warum sie sich dabei manchmal wie eine Braut fühlte, erklärte mir die Beauty-Spezialistin während eines spannenden Gesprächs, für das ich mich recht herzlich bedanke!

Girlboss Fabienne Bolliger erzählt auf sonrisa, worin sich ihr Brand reBELLE Beauty von anderen Marken unterscheidet und wie sie die Branche revolutionieren will.

Die Beauty-Branche gilt als Haifischbecken, der Markt ist weitgehend gesättigt. Trotzdem haben Sie ausgerechnet während der Pandemie deinen eigenen Brand lanciert…

«… ja, ich weiss, das Timing ist speziell. Die Idee ist aber nicht neu, ich träume schon seit ungefähr fünf Jahren von einem eigenen Brand und es gab zuvor auch schon einige Businesspläne. Letztlich hielt mich immer mein Bauchgefühl vor dem entscheidenden Schritt ab. Ich hatte das Gefühl, dass noch etwas fehlt.

Per Ende 2020 haben sich dann alle Puzzleteile zusammengefügt und im Sommer 2021 wurde ich zur Unternehmerin.»

Gab es einen Aha-Moment dafür?

«Ja, das war kurz zuvor, als ich für ein Start Up gearbeitet hatte und mir plötzlich klar wurde, dass ich das nicht nur besser kann, sondern überdies auch niemals meine Kundschaft so anlügen würde, wie das bei dieser Firma der Fall ist.»

Welches war der beste Ratschlag, den Sie in Bezug auf die Lancierung eines eigenen Brands bekommen haben?

«Da gab es mehrere, aber mir ist vor allem der Tipp eines anderen Unternehmers geblieben, der mir sagte, dass das Begründen eines neuen Labels viele Parallelen hat mit dem Heiraten. „Prüfe gut, wen Du als Partner wählst“ waren seine Worte, die mich dazu bewegt haben, reBELLE Beauty alleine zu gründen.»

Gab es dabei Herausforderungen oder Hürden, mit denen Sie so nicht gerechnet haben?

«Nicht wirklich, nein, im Gegenteil, ich habe mir das alles viel schwieriger vorgestellt. Ich träumte ja schon lange davon und durch die lange Vorlaufzeit war ich auch mental gut darauf vorbereitet. Vielleicht kam mir das alles auch verhältnismässig einfach vor, weil ich in meinen Jobs zuvor zum Teil wirklich schlimme Erfahrungen gemacht hatte. Das war nicht angenehm, aber letztlich bin daran gewachsen und nun weiss ich, dass mich so schnell nichts mehr umhaut.

Natürlich gibt es täglich neue Herausforderungen, aber ich bin überzeugt, dass man jedes Problem lösen kann.»

Kamen Sie irgendwann zu einem Punkt, an dem Sie sich externe Hilfe holten oder ist reBELLE Beauty immer noch ein One-Woman-Business?

«Operativ mache ich nach wie vor alles alleine. Mittlerweile habe ich aber ein wirklich gutes Advisory Board und auch tolle Leute, die meine Mission unterstützen. Ein gutes Netzwerk ist unglaublich wichtig in dieser Branche. Dazu habe ich kein Problem damit, nach Hilfe zu fragen, wenn ich das brauche.»

Um sich als Beauty-Brand behaupten zu können, muss man sich von der Konkurrenz abgrenzen können.  Worin genau unterscheidet sich Rebelle Beauty von allen anderen Marken? 

«Genau diese Frage hat mich während eins Jahrs täglich beschäftigt und entsprechend viele Konzepte gab es im Verlauf dieser Zeit. Viele davon habe ich nach wie vor in meiner Schublade – man weiss ja nie…

Aber, um auf die Frage zurückzukommen: Ich wusste von Anfang an, dass ich nicht einfach einen weiteren Beauty-Brand lancieren möchte, davon gibt es schon genug. Mir geht es mit reBELLE Beauty nicht darum, ein bestimmtes Schönheitsideal zu propagieren, bei mir stehen die Bedürfnisse der Kundschaft im Zentrum.

Zur Recherche dieser Bedürfnisse habe ich während der Entwicklung der ersten Produkte von reBELLE Beauty von Anfang an 120 Frauen integriert. Der Dialog mit den Endverbraucher:innen gehört für mich darum ganz klar zur DNA meiner Geschäfts, denn nur mit voller Transparenz lässt sich Vertrauen aufbauen.»

Girlboss Fabienne Bolliger erzählt auf sonrisa, worin sich ihr Brand reBELLE Beauty von anderen Marken unterscheidet und wie sie die Branche revolutionieren will.

A propos Kundschaft: An welches Zielpublikum richten Sie sich mit Rebelle Beauty?

«Grob gesagt möchte ich mit reBELLE Beauty jene ansprechen, die Wert auf hochwertige Qualität, Nachhaltigkeit und Fairness legen. Wir produzieren alles in der Schweiz im Umkreis von 140km, unterstützen somit die lokale Wirtschaft und versuchen die Umwelt so wenig zu belasten wie möglich. Ausserdem machen bewusst keine Unterschiede bei den Hauttypen, testen nie an Tieren und halten unsere Beauty Routine minimal.»

Welches was das beste Feedback, das Sie bisher erhalten haben?

«Es gibt sehr viele positive Feedbacks, jedes Einzelne davon freut mich und ich teile diese auch bewusst auf Instagram. Was mich aber momentan am meisten freut, ist die Tatsache, dass mein Freund, mein Bruder und mein Vater meine Produkte verwenden.»

Der Dialog mit den Endverbraucher:innen gehört für mich darum ganz klar zur DNA meiner Geschäfts, denn nur mit voller Transparenz lässt sich Vertrauen aufbauen

Fabienne Bolliger

Mir fiel auf, dass die Formeln der drei Produkte von reBELLE Beauty grösstenteils, aber nicht zu 100 Prozent aus natürlichen Wirkstoffen. Gibt es einen Grund dafür? 

«Wir legen Wert auf Resultate und für die bestmöglichen Resultate braucht es meiner Meinung nach gewisse Wirkstoffe, die nicht aus der Natur stammen.  Würden wir zum Beispiel keinen Emulgator verwenden, könnte unsere Creme nicht bis auf Zellmembran-Ebene wirken. 

Ich hatte darum gar nie den Anspruch, Naturkosmetik zu entwickeln. Der Lip Balm besteht zwar zu 100 Prozent aus natürlichen Wirkstoffen, aber das ist nicht der USP der Produkte.»

Girlboss Fabienne Bolliger erzählt auf sonrisa, worin sich ihr Brand reBELLE Beauty von anderen Marken unterscheidet und wie sie die Branche revolutionieren will.

Nach welchen Kriterien beziehen Sie die Inhaltsstoffe für ihre Produkte? 

«Wir arbeiten bei der Entwicklung der Cremes eng mit den Ärzten des ETH Spin Offs zusammen. Sie haben das wissenschaftliche Know How und die klinischen Studien dazu gemacht. Ich habe dann die Gesichts-Creme mit 120 Frauen getestet und gemäss deren Feedback Anpassungen weitergeleitet.

Beim Lip Balm war mir wichtig, dass dieser vegan und natürlich ist. Wir Frauen essen 3.5kg Lippenstift während unseres Lebens, da sollte unserer zumindest gesund sein.»

Girlboss Fabienne Bolliger erzählt auf sonrisa, worin sich ihr Brand reBELLE Beauty von anderen Marken unterscheidet und wie sie die Branche revolutionieren will.

Sind schon weitere Lancierungen geplant und wenn ja, welche? 

«Ich bin überzeugt, dass es nicht mehr, sondern bessere Produkte braucht. Wir werden unsere Beauty Routine minimal behalten, aber sicher noch ergänzen. So kann ich mir vorstellen, dass eine Reinigung sehr gut ins Sortiment passen würde.»

Mit reBELLE Beauty haben sie einen mehrdeutigen Namen gewählt für Ihren Brand. Wie sind Sie darauf gekommen?

«Als ich während des zweiten Lockdowns zuhause Yoga gemacht hatte, lag ein Magazin rum und ich wusste sofort, dass man mehr aus ‘BELLE’ machen sollte. Zuerst hiess der Brand aber reb’ELLE, weil damals die Frau noch mehr im Vordergrund stand.»

Inwiefern sind Sie selbst manchmal eine Rebellin?

«Die Frage ist eher, wann bin ich das nicht. Ich bin immer meinen eigenen Weg gegangen, habe nie in eine Gruppe gepasst und verliess auch die öffentliche Schule. Zum Glück hatten meine Eltern immer sehr viel Verständnis und mich immer unterstützt.

Mir ging es nie darum, zu provozieren, das ist einfach mein Naturell. Und den Beauty Markt aufzumischen, sehe ich eher als Revolution, welche schon längst fällig war.»

Ich möchte mit reBELLE Beauty jene ansprechen, die bei ihrer Hautpflege grossen Wert auf hochwertige Qualität, Nachhaltigkeit und Fairness legen

Fabienne Bolliger