Andere hätten ihre Pläne vermutlich einfach Mal auf Eis gelegt. Wären lieber auf Nummer sicher gegangen und hätten abgewartet, wie sich die Situation entwickelt.

Ebru Tuna aber liess sich nicht beirren durch die Pandemie. Weil sie an sich und Visionen glaubte, die sie vor etwas mehr als einem Jahr in die Realität umsetzte mit der Gründung eines eigenen Beauty-Labels.

Swype nannte die Deutsche mit türkischen Wurzeln ihren Brand, auf den ich durch den Tipp einer lieben Bekannten (hallo Daniella!) aufmerksam geworben bin. Und nach einer kurzen Recherche auf der Homepage von Swype derart fasziniert war, dass ich grad ein längeres Interview führte mit der charismatischen Jungunternehmerin, die in vieler Hinsicht eine echte Inspiration ist.

Girlboss Ebru Tuna spricht im Interview mit sonrisa über Geschäftsgründungen in Zeiten von Corona, gute Apps und ihren Naturkosmetikbrand Swype.
Girlboss Ebru Tuna spricht im Interview mit sonrisa über Geschäftsgründungen in Zeiten von Corona, gute Apps und ihren Naturkosmetikbrand Swype.

Die Lancierung von Swype liegt etwas mehr als ein Jahr zurück. Haben Sie dieses Jubiläum irgendwie gefeiert? 

«Aber natürlich! Ich habe am ersten Juniwochenende im The Corner, meinem ersten Retailer, gefeiert. Wir haben ein Meet & Greet im West-Berliner Store veranstaltet. Es war ein schöner Tag, an dem wir Kund*Innen und Geschäftspartner*Innen getroffen haben, die Swype im letzten Jahr zum Leben erweckt haben.»

Der Name Swype leitet sich ab von «to swipe», dem englischen Verb für «wischen», wie man es auf Social Media und anderen digitalen Plattformen macht. Zu welcher App swipen Sie persönlich am meisten? 

«Das ist schwer auf eine App zu beschränken. Letztlich ist Instagram ein wichtiges Tool für mich. Aber auch Messenger wie Whatsapp sind für mich im Alltag die go-to Apps. Und natürlich Spotify, wenn ich eine der SWYPE Playlisten hören will.»

Ursprünglich habe Sie Rechstwissenschaften studiert. Wie kam es dazu, dass Sie als ausgebildete Juristin zur Beauty-Unternehmerin wurden?

«Das Jurastudium hat mir vieles beigebracht, was einem als Unternehmerin hilfreich sein kann: Problembewusstsein, strukturelles Denken und einen gesunden Skeptizismus. Aber ich musste auch feststellen, dass die juristische Arbeit an sich schlichtweg nichts für mich ist. Ich wollte immer facettenreicher Arbeiten und Beauty war für mich seit Kindesbeinen meine Leidenschaft.

Insofern ist es nur von aussen betrachtet bemerkenswert von Jura zu Beauty zu ‘wechseln’. Für mich war es die logische Konsequenz aus dem Jurastudium das Beste mitzunehmen und es für meinen Traum einer eigenen Beauty-Marke einzusetzen.»

Können Sie das Konzept von Swype in drei –okay, bis fünf sind erlaubt! – Sätzen zusammenfassen für all jene, die noch nie etwas davon gehört haben?

«Swype Cosmetics wird unter Verwendung hochwertiger, natürlicher Inhaltsstoffe und wissenschaftlicher Expertise in Berlin entwickelt. Alle Produkte sind hypoallergen, vegan, cruelty-free und frei von Mineralölen, Silikonen, Parabenen sowie PEGs.

Swype verändert das Gesicht von Skincare und schiebt Geschlechterstereotypen sowie überholte Beauty-Mythen einfach beiseite.

Ausserdem ist Swype überzeugt davon, dass gute Kosmetik zum Lifestyle passen muss. Produkte sollten daher weder einschränken, noch unnötig kompliziert sein. Deshalb erscheinen auch alle vier Swype-Produkte – den Magic Cleanser, der Power Moisturizer, das Super Lifter Serum sowie der Ultra Protector mit SPF 50 –   in reisefreundlichen, recycelbaren Aluminiumbehältern.»

Girlboss Ebru Tuna spricht im Interview mit sonrisa über Geschäftsgründungen in Zeiten von Corona, gute Apps und ihren Naturkosmetikbrand Swype.
Girlboss Ebru Tuna spricht im Interview mit sonrisa über Geschäftsgründungen in Zeiten von Corona, gute Apps und ihren Naturkosmetikbrand Swype.

Swype verändert das Gesicht von Skincare und schiebt Geschlechterstereotypen sowie überholte Beauty-Mythen einfach beiseite.

Warum haben Sie sich für Naturkosmetik entschieden?

«Die Bezeichnung Naturkosmetik vermeide ich, da ich die Kategorie eher als Schublade empfinde, in die ich gar nicht hineinpassen möchte.

Für mich war einfach von Beginn an klar, dass ich keine Kompromisse eingehen wollte. Deshalb werden alle Swype Produkte unter Verwendung hochwertiger, natürlicher Inhaltsstoffe und wissenschaftlicher Expertise in einem Labor in Berlin entwickelt. Wir haben ganz wunderbare, enge Partnerschaften in ganz Deutschland. Diese Partner liefern mir die besten Premium-Rohstoffe direkt aus der Natur.»

Von der Idee zur Umsetzung ist es ein langer Weg. Haben Sie sich alles selbst beigebracht oder gab es fachliche Unterstützung von Profis?

«Swype ist mein ‘Baby’! Konzeption, Look und Markenname waren alle meine Idee. Ich wusste, was ich wollte und in welche Richtung Swype gehen soll, wen Swype ansprechen will und welche Story Swype erzählt.

Aber: Niemand macht so etwas in der unternehmerischen Umsetzung ‘alleine’. Ich brauchte verständige Profis, die meine ‘Sprache sprechen’ und umsetzen konnten, was ich wollte. Dafür bin ich dankbar, auch wenn es lange dauerte, bis ich ein gutes Team mit Verständnis für meine Unternehmensziele gefunden hatte.

Ich musste lernen hartnäckig an meiner Vision für Swype festzuhalten.»

Ausgerechnet im Corona-Jahr haben Sie den Einstieg gewagt in die Beauty-Branche, wo es ohnehin schon sehr viel Konkurrenz gibt. War das Timing bewusst so geplant?  

«Hätte ich es mir aussuchen können, dann hätte ich sicherlich nicht die Zeit einer globalen und bislang einmaligen Pandemie Situation ausgewählt, um ein Start-Up an den Markt zu bringen.

Auf der anderen Seite: Wann ist ein Moment schon wirklich perfekt?

Ich habe das Beste daraus gemacht und es als Herausforderung gesehen. Und es hatte sich auch gerade in den ersten Wochen des Lockdowns bestätigt, dass der Wunsch nach Beautyprodukten bei der Kundschaft ungebrochen war. Gerade während so bedrückenden Zeiten wollten sich viele Kund*Innen nicht die Freude am Leben und an der eigenen Schönheit nehmen lassen.

Dieser Haltung ist ja gerade ein grosser Teil der Philosophie von Swype. Daher war der Faktor Konkurrenz auch kein Thema für mich.

Swype ist anders als die anderen Marken.»

Welches ist Ihr Dein Fazit nach einem Jahr Swype?

«Never give up!

In all den verschiedenen Situationen, positiv oder negativ, habe ich eines gelernt: Du kannst jederzeit in diesem ‘Wettbewerb’ stolpern und fallen, aber es ist wichtig aufzustehen und weiter zu laufen.

Denn es ist kein Sprint, sondern ein Marathon!»

Gab es einen Aha-Moment in dem Sie wussten: «Ja, das ist jetzt mein Ding!»?

«Als ich meine erste Tube tatsächlich in der Hand hielt, war ich einfach so glücklich. Denn all die Konzepte, Gedanken und Pläne waren bis dahin abstrakt.

Aber nachdem dann das Ergebnis der Arbeit wortwörtlich Form angenommen hatte und greifbar war, da wusste ich: DAS ist es!»

Was mögen Sie am liebsten bei Ihrem Job als Beauty-Unternehmerin – und worauf könnten Sie locker verzichten? 

«Am liebsten würde ich jeden Tag mit inspirierenden Menschen und Marken zusammenarbeiten, um etwas zu kreieren, das über den Tellerrand hinausschaut und den Status Quo der Kosmetikindustrie herausfordert. In einer perfekten Welt könnte ich auf die administrative Seite der Dinge verzichten, um frei zu sein und meine Ideen zum Leben zu erwecken.» 

Girlboss Ebru Tuna spricht im Interview mit sonrisa über Geschäftsgründungen in Zeiten von Corona, gute Apps und ihren Naturkosmetikbrand Swype.

Die Produkte von Swype sind direkt über die Homepage sowie im Fachhandel erhältlich. Nach welchen Kriterien wählen Sie diese Verkaufsstellen aus – und wo gibt es Swype in der Schweiz zu kaufen?

«Wie ich schon bei meinem Team angesprochen habe, sind mir Vibes unheimlich wichtig. Auch im Handel schaue ich darum darauf, dass das Konzept von Swype sowie meine Werte verstanden und auch gelebt werden.

In der Schweiz ist Swype – neben meiner Homepage natürlich – bei den folgenden Partnern erhältlich: Schminkbar, Kultkosmetik und bald bei Nordkind

Welches sind Ihre Visionen für die Zukunft von Swype?

«Ich sehe Swype als Ausdruck eines Lebensstils. Daher kann ich mir vorstellen, dass Swype irgendwann noch viel mehr umfasst als ‘nur’ für Beauty-Produkte: Fashion, Nutrition, Fitness sind alles Bereiche, für die Swype mit unserem Approach auch stehen kann.»

Mit Swype haben Sie sich selbst den Wunsch nach einer unkomplizierten Pflege-Linie erfüllt. Welches Beauty-Produkt müsste unbedingt noch erfunden werden? 

«Ich habe da einige ganz tolle Ideen. Aber wenn ich die jetzt verrate, ist es ja keine Überraschung mehr, oder? ;)»

Girlboss Ebru Tuna spricht im Interview mit sonrisa über Geschäftsgründungen in Zeiten von Corona, gute Apps und ihren Naturkosmetikbrand Swype.