Nackt und fest: Alles, was Du über unverpackte Beauty wissen musst
Meist sind es immer die drei gleichen Gründe, welche zu einer vorzeitigen Trennung von einem Beauty-Produkt führen: Entweder fällt das gute Stück auf den Boden und zerbricht, die Flüssigkeit darin läuft aus oder es wird bei der Sicherheitskontrolle am Flughaften von einem pflichtbewussten Mitarbeitern beschlagnahmt, der trotz einer geballten Charme-Offensive auf die Einhaltung der Regeln besteht.
Verhindern lassen sich solche Pannen mit einer Beauty Kategorie, die es von der Nische über den Massenmarkt bis ins Luxus-Segment geschafft hat: Kompakte Kosmetik-Artikel sind stabil, können ohne Probleme im Handgepäck transportiert werden und auch die Gefahr des Auslaufens hält sich in Grenzen. Letztlich ist es aber vor allem der Aspekt des Umweltschutzes, welcher feste Beauty-Produkten während den vergangenen Jahren zu einem grossen Aufschwung verholfen hat, wie das stetig wachsende Angebot an Shampoo-Bars, Solid Perfumes oder Gesichtspflege-Sticks in allen Preisklassen zeigt.
Pioniere auf dem Gebiet der festen Kosmetik ist das britische Traditions-Unternehmen Lush, wo das Gründungsteam seit jeher auf feste Kosmetika setzte. Was die Gründe dafür waren und mit welchen Tricks sich bei der Beauty-Routine sonst noch Abfall vermeiden lässt, hat mir die wunderbare Mit-Begründerin Rowena Bird in einem spannenden Interview verraten:
Bei Lush setzte man auf feste Kosmetik, als sonst noch niemand davon sprach. Wieso?
«In den Anfangszeiten von Lush konnten wir uns schlicht und ergreifend: die Verpackung nicht leisten. Wir wollten das Geld für die besten Inhaltsstoffe ausgeben und nicht für Folien oder Tiegel. Also fingen wir an, unverpackte Artikel zu verkaufen – darunter auch feste Shampoos und Massagebarren, wie wir sie bereits für die Vorgängerfirma von Lush entwickelt hatten.»
Wie reagierte die Kundschaft darauf?
«Die schienen einverstanden damit, also also machten wir weiter. Letztlich braucht es oft nur diesen ersten Schritt und dann passiert der Rest von selbst. Interessanterweise fanden gerade in den vergangenen Jahren immer mehr neue Kund*Innen zu uns, die sich vor allem wegen des Zero-Waste-Konzepts für Lush interessieren.»
Woher wissen Sie das?
«Durch die gestiegene Nachfrage nach festem Shampoo. Die Konsument*Innen informieren sich generell besser über Umweltprobleme. Vor einem Jahrzehnt war Nachhaltigkeit ein Mehrwert, aber nicht zwingend der Hauptgrund für einen Einkauf. Heute kommen viele zu uns, weil ihre eigenen Werte mit den ethischen Werten von Lush übereinstimmen. Sie wissen, dass sich mit unseren Produkten viel Abfall vermeiden lässt.»
Lässt sich das mit Zahlen belegen?
«Absolut! Im vergangenen Jahr hat unsere britische Manufaktur 1,9 Millionen feste Shampoobarren produziert. Wenn man davon ausgeht, dass ein Shampoobarren ungefähr drei Plastikflaschen zu 250 Gramm entspricht, ergibt das eine Einsparung von bis zu 5.7 Millionen Plastikflaschen.»
Worin sehen Sie die Vorteile von fester Beauty?
«Feste Produkte benötigen keine Konservierungsmittel und keine oder nur eine minimale Verpackung. Der Verzicht auf Plastik ist unserer Meinung der beste Weg, um die Flut von Plastikmüll einzudämmen.
Aus diesem Grund bieten wir viele Kosmetikprodukte als unverpackte Alternative an – feste Seife, Schaumbäder, feste Shampoos und Conditioner, festes Massageöl, Zahnpasta, Tone, Henna und sogar Foundations. Letztlich gibt es fast keine Grenzen.»
Haben Sie zum Abschluss noch weitere Tipps für eine Zero-Waste-Beauty-Routine?
«Das grösste No-Go ist für mich das Wegwerfen.
Damit so wenig Abfall wie möglich entsteht, sollten wir möglichst oft unverpackt zukaufen und recyceln. Zur Aufbewahrung von Produkten verwendet man idealerweise Verpackungen aus abbaubaren Materialien wie etwa unsere Korkdosen, die wir zur Lagerung der festen Shampoos anbieten.
Toll ist auch das Refill-Konzept, zum Beispiel in Form von Lippenstiftbehältern, für die es spezielle Nachfüll-Lippenstifte gibt.
Last, but not least empfehle ich allen, die Verpackung dorthin zurück zu bringen, wo sie gekauft wurde. So kommen Unternehmen unter Druck und nehmen sich der Thematik an. Mittlerweile wird das sogar von vielen Brands gefördert durch so genannte Reward-Systeme.
Bei Lush etwa können alle Verpackungen zurückgebracht werden und wer mindestens fünf Stück davon abgibt, erhält ein nacktes, also unverpacktes Produkt zur Belohnung.
Ausserdem haben wir im Februar in Grossbritannien ein neues Rückgabesystem getestet durch das Vermieten von Verpackungen. Alle Kund*Innen, die ihre Verpackung in den Laden brachten, erhielten einen Bon von 50 Pence, welcher beim nächsten Einkauf eingelöst werden konnte. Die retournierten Verpackungen haben wir im Green Hub, unserem eigenen Recyclingcenter, in neue Verpackungen umgewandelt. Die Verpackungen werden damit zum festen Bestandteil von einem geschlossenen Kreislauf. Ist das nicht fabelhaft?»
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