«Hauptsache, man gibt immer sein Bestes!» Q&A mit Allison Samek, CEO von Fred Segal
Gerade mal 65 Quadratmeter betrug die Fläche des Lokals in West Hollywood, wo ein gewisser Fred Segal sein erstes Modegeschäft eröffnete, in dem er vor allem diverse Jeans zu stolzen Preisen verkaufte.
Das war im Jahre 1961 – und der Auftakt zu einer modischen Erfolgsgeschichte, die noch lange nicht zu Ende erzählt ist, im Gegenteil: Was als kleine Jeans-Boutique begann, entwickelte sich rasch zu einem blühenden Geschäft mit zwei Standorten – Melrose und Santa Monica –, wo sich schon bald die Schönen und Reichen aus Hollywood die Klinke in die Hand gaben. Einerseits wegen des stetig wechselnden, aber immer enorm hippen Angebots und andererseits auch wegen des für die damalige Zeit einmaligen Mix aus Boutique, Restaurant, Events, Entertainment und Kultur schätzten, den wir heute unter dem Begriff «concept store» kennen.
Während drei Generationen blieb Firma im Besitz der Familie, bis im Jahre 2012 die Markenrechte an eine amerikanische Finanzgesellschaft verkauft wurden. Mit den neuen Eigentümern kam es zu einer Neu-Orientierung der Geschäfts-Strategie, zu der die Eröffnung eines Onlineshops sowie neuer Boutiquen ausserhalb des amerikanischen Marktes gehören – unter anderem in die Schweiz, wo es seit vergangenem Winter bei Globus an vier Standorten (Globus Women in Zürich, Bern, und Basel sowie Globus Men in Lausanne) die ersten europäischen Shop-in-Shop Boutiquen von Fred Segal gibt.
An der Spitze der Firma steht seit 2016 CEO Allison Samek, mit der ich mich unlängst im neuen Flagship Store von Fred Segal am Sunset in Los Angeles traf. Eigentlich nur für ein kurzes Interview, um über die Expansion des Brands in die Schweiz zu reden.
Aber dann führte eines zum anderen und bevor wir uns versahen, waren 90 Minuten vergangen, in neben der neuen Zusammenarbeit von Fred Segal mit Globus auch viele andere, ebenfalls sehr spannende Themen zur Sprache kamen, wie Du gleich sehen wirst.
Allison Samek, in den USA weiss jedes Kind Bescheid über Fred Segal, aber in Europa sind noch nicht alle so gut informiert. Wie erklärst Du die Marke jemandem, der noch nie von Fred Segal gehört haben?
Fred Segal ist ein ikonischer Brand aus Los Angeles, der wie kaum ein anderer den berühmten kalifornischen Lifestyle verkörpert. Der Begründer war ein Pionier auf seinem Gebiet, da er seinen Kunden schon sehr früh ein exklusives Einkaufserlebnis ermöglichte, zu dem neben dem Verkauf von Mode auch Musik, Gastronomie und Events gehörten.
Mittlerweile ist das Konzept der so genannten Concept Stores ziemlich weit verbreitet. Worin unterscheidet sich Fred Segal von der Konkurrenz?
Wir möchten die Menschen mit allen Sinnen inspirieren, überraschen und so einen Ort schaffen, an dem sich alle wohl fühlen. Dafür setzen wir ganz im Sinne von Fred Segal auf ein kuratiertes Sortiment von Marken und ergänzen dieses Angebot um exklusive Erlebnisse. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass man bei Fred Segal Sachen findet und Dinge erlebt, die es sonst nirgendwo gibt.
Inwiefern fühlst Du Dich persönlich inspiriert von der Geschichte und der DNA von Fred Segal?
Der ständige Wechsel als Konstante finde ich unglaublich faszinierend. Mein Ziel ist es, die Erbschaft von Fred Segal in die nächste Generation zu führen.
Wie willst Du das erreichen?
Wir ermöglichen unserer Kundschaft regelmässig exklusive Erlebnisse wie etwa die Lancierung eines Musik-Albums in Anwesenheit des Künstlers oder Pop-Up-Stores, um nur zwei von vielen Beispielen zu nennen. Unser Hauptgeschäft bleiben die Läden, denn ich glaube daran, dass Retail ein grosses Potential hat, aber es muss spannend bleiben.
Erinnerst Du Dich noch an Deinen ersten Einkauf bei Fred Segal?
Wie könnte ich das vergessen… (lacht). Es war eine Jeans von True Religion mit bunten Stickereien und weiten Beinen. Inzwischen habe ich meinen Stil zum Glück gefunden.
Ein gutes Stichwort: Wer ist Deine Stil-Ikone?
Das wechselt fast täglich, denn es gibt so viele tolle Frauen da draussen. Im Augenblick liebe ich den Style von Amal Clooney, aber schon morgen könnte das jemand anders sein.
Welches war der besten Mode-Tipp, den Du je bekommen hast?
Hochwertige Schuhe werten jeden Look auf. Ich gebe dafür gerne auch mal etwas mehr Geld aus, denn auf die lange Sicht lohnt sich diese Investition. Oder, wie meine Mutter so schön sagt: «Billig einkaufen kommt einen am Ende teuer zu stehen».
Was war bisher die grösste Herausforderung für Dich in Deinem Job bei Fred Segal?
Bei all den unzähligen Möglichkeiten, die wir haben, die DNA der Marke zu wahren.
Die Karriere von Fred Segal begann in Los Angeles mit dem Verkauf von hochwertigen Jeans und entwickelte sich über die Jahre wurde zu einem Lifestyle-Imperium mit Boutiquen auf der ganzen Welt. Wieso wurde die Schweiz als erstes europäisches Standbein gewählt?
Die Schweiz ist ein toller Testmarkt, aber vor allem haben wir mit Globus den perfekten Partner für die Expansion nach Europa gefunden.
Warum?
Das Team von Globus teilt unseren Respekt vor Mode und ist wie wir sehr offen für neue Konzepte. Es war von Anfang an «the perfect match», wir sind sehr glücklich über diese Partnerschaft.
Im vergangenen Winter wurde die erste Boutique von Fred Segal bei Globus Zürich eröffnet und schon bald folgten weitere Boutiquen in Basel, Bern und Lausanne. Wie ist das Geschäft angelaufen?
Um die Kundschaft an unser Konzept sowie an die neuen Marken heranzuführen, braucht es immer ein wenig Zeit und ein Team mit dem nötigen Know-How. Die Schulung des Verkaufspersonals ist darum ein wichtiger Faktor. Bis jetzt läuft alles wie geplant und wir spüren ein grosses Interesse der Schweizer, was uns natürlich sehr freut.
Du hast mehrfach in Interviews erwähnt, dass Du schon immer im Mode-Business arbeiten wolltest. Ist das nicht eine besonders harte Branche?
Doch, da hast Du recht. Aber mich begeistert die Verbindung von Kreativität und Geschäft – und ausserdem liebe ich Mode!
Was braucht es Deiner Meinung nach, um Erfolg zu haben in dieser Branche?
Harte Arbeit, viel Leidenschaft – und eine dicke Haut, wobei ich daran noch arbeiten muss (lächelt).
Ist es in Deiner Position ein Vor- oder Nachteil, eine Frau zu sein?
Mir ist es wichtig, die Kundschaft und ihre Bedürfnisse zu kennen. Dabei kommt es auf den Menschen an und nicht sein Geschlecht.
Wie findest Du die Balance zwischen Deiner Arbeit und Deinem Familienleben?
(Lacht). Gar nicht – aber ich versuche immer mit vollem Einsatz, allen möglich ist gerecht zu werden. Je nachdem klappt das mehr oder weniger gut…
Gibt es so etwas wie eine Routine bei Dir?
Nicht wirklich. Wenn keine speziellen Termine oder Anlässe anstehen, bringe ich zuerst die Kinder zur Schule und bin dann gegen 8.30h im Büro, wo ich meine Mails abarbeite, an Sitzungen teilnehme und im Laden mit dem Team rede. Falls möglich versuche ich dazwischen noch eine Trainingseinheit reinzuquetschen, aber das klappt leider nicht immer… Am Abend essen wir alle zusammen, das ist mir extrem wichtig. Wenn die Jungs im Bett sind, arbeite ich weiter und manchmal schaue ich anschliessend noch ein bisschen Reality TV, das ist mein heimliches Laste (lacht).
Als weiblicher CEO eines grossen Unternehmens bist Du ein Vorbild für viele junge Mädchen und künftige Girl Bosses. Hast Du auch ein Vorbild?
Schwierig zu sagen. Darf ich die Frage unbeantwortet lassen und Dir eine Gegenfrage stellen?
Unbedingt!
Warum brauchen nur Mädchen solche Vorbilder? Ich möchte vor allem meinen Buben ein Vorbild sein, indem ich ihnen zeige, dass es völlig normal ist, wenn beide Eltern einen tollen Job haben, den sie lieben – und dass es völlig okay ist, wenn man dabei auch mal Fehler macht, solange man immer sein Bestes gibt!
Wie Du Dir vorstellen kannst, bin ich total begeistert von Allison, bei der ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte für das in jeder Hinsicht unvergessliche Interview.
Many thanks, my dear Allie, you are a truly inspiring woman!
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