Egal, ob es von langer Hand geplant war oder als spontaner Akt in einem Moment der Selbstüberschätzung (allenfalls durch zu viel Promille bedingt): An das erste Mal erinnern sich alle. Nicht nur, weil das Stechen eines Tattoos mit gewissen Schmerzen verbunden sein kann – sorry, aber was dachtest Du schon wieder, wovon hier die Rede ist, hihi? – , sondern vor allem wegen der Langzeitwirkung eines solchen Projekts, das ja eigentlich für die Ewigkeit bestimmt ist. Oder eben auch nicht, denn mittlerweile ist die Nachfrage für Tattoo-Entfernungen mindestens so hoch wie jene nach einem neuen Kunstwerk unter der Haut, sagt Dr. Roberta Vasconcelos-Berg, MD PhD Margarethenklinik AG vom Universitätsspital Basel: «Immer mehr Menschen möchten ihre Tätowierungen entfernen lassen und lassen sich bei uns beraten.»

Zum gleichen Schluss kommen auch die Autor:innen einer Analyse des weltweiten Markts für Tattoo-Entfernung, der 2024 auf 1.13 Milliarden US Dollar geschätzt wurde und sich gemäss aktuellen Prognosen noch in diesem Jahr mehr als verdoppeln soll. Für Stefan Duve, einer der führenden Dermatologen Europas, ist das keine Überraschung: «Manche haben einen neuen Job, in dem es Vorschriften gibt zu Tattoos, andere wiederum haben sich weiterentwickelt – und dann gibt es auch viele Menschen, die zurecht ihre Tätowierungen aus der Jugend irgendwann nicht mehr schön finden», sagt der auf ästhetische Dermatologie spezialisierte Mediziner.

Nicht zuletzt aus eigenem Interesse an einem zumindest teilweise tintenfreien Körper wollte ich von den beiden Profis wissen, worauf man bei dieser Behandlung achten sollte. Das Resultat ist der folgende ein Guide mit fundierten Antworten für alle Menschen, die sich wie – irgendwann dachten: Diese Tätowierung bleibt für immer. Und dann später zur Einsicht kamen: Muss nicht sein.

Tattoo entfernen lassen: Alles, was du 2025 wissen musst. Methoden, Kosten, Risiken, Pflege – kompakt erklärt von Top-Dermatolog:innen. Plus: Warum die DIY-Methoden auf TikTok ein No-Go sind.
Bild: Darya Sannikova für Pexels

Laser statt Lebenslänglich: Die besten Methoden zur Tattoo-Entfernung

Wer heute sein Tattoo entfernen lassen möchte, stösst bei entsprechenden Recherchen früher oder später auf das Stichwort «Laser». Das Konzept dahinter ist relativ simpel: Laser zerschlagen die Fabpigmente in winzige Teilchen, die dann vom körpereigenen Immunsystem abgebaut werden.

«Am häufigsten zum Einsatz kommen bei Tatto-Entfernungen so genannte Q-switched-Laser und Pico-Laser wie der PicoPlus», erklärt Roberta Vasconcelos. «Q-switched-Laser sind besonders gut bei dunkler Tinte, Pico-Laser wirken effektiver bei farbigen Tattoos und brauchen oft weniger Sitzungen.»

Auch Stefan Duve betont: «Die Lasertechnologie ist der Goldstandard.» Zwar gebe es theoretisch noch Alternativen dazu wie etwas chirurgische Exzisionen oder Dermabrasion, «aber mit deutlich höheren Risiken verbunden, zum Beispiel dauerhaften Narben oder unvollständiger Pigmententfernung.»

Schwarz geht besser raus als Bunt

Nicht jede Farbe verschwindet gleich schnell. «Am einfachsten funktioniert die Tattoo-Entfernung bei Motiven in Schwarz und dunklen Farben», sagt Vasconcelos. «Grün, Blau, Gelb und Rot sind schwieriger und brauchen mehr Sitzungen.»

Das liegt daran, dass die Lichtwellen der Laser je nach Wellenlänge unterschiedlich gut auf Pigmente reagieren und manche Farben schlicht schlechter absorbiert werden, ergänzt Duve. «Grün oder Gelb sind hartnäckiger, weil sie das Licht schlechter aufnehmen als Schwarz.» Je nach Tattoo könne es sogar vorkommen, dass sich gewisse Farbtöne nur teilweise entfernen lassen, betonen beide.

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Spoiler: Schmerzfrei ist das Ganze nicht

«Tut das weh?» ist eine der häufigsten Fragen beim Beratungsgespräch vor einer Tattoo-Entfernung. «Ja, ein bisschen», lautet die Antwort von Vasconcelos. «Viele meiner Patient:innen beschreiben das Gefühl während der Behandlung wie ein Gummiband, das gegen die Haut schnappt», erzählt die Dermatologin und fügt hinzu: «Wenn es gewünscht wird, verwenden wir darum eine betäubende Creme, welche den Schmerz lindert.»

Auch Stefan Duve spricht von einem unangenehmen, aber meist gut kontrollierbaren Schmerz. In Einzelfällen könne sogar eine lokale Anästhesie notwendig sein – besonders bei grossflächigen oder empfindlichen Arealen.

Von der Vorbereitung bis zum Pflaster: So läuft die Behandlung ab

Bevor der Laser zum Einsatz kommt, erfolgt eine ausführliche Beratung und Hautanalyse. «Je nach Grösse dauert die eigentliche Entfernung der Tätowierung zwischen wenigen Minuten bis maximal einer halben Stunde», sagt Vasconcelos. Dabei wird das betroffene Areal desinfiziert, optional betäubt und danach mit dem passenden Laser behandelt.

«Direkt nach der eigentlichen Behandlung ist es ein Must, die Stelle zu kühlen und abzudecken, weil sich oft Krusten bilden», erklärt Duve.

Viele meiner Patient:innen beschreiben das Gefühl während der Tattoo-Enternung wie ein Gummiband, das gegen die Haut schnappt

Nach der Sitzung ist vor der Pflege

Während die Fachperson nach der Tattoo-Entfernung erst einmal eine Pause einlegen kann, geht es für die Patien:tinnen erst richtig los. In den ersten Tagen ist es nach Angaben der beiden Profis ratsam, die Stelle mit Pflaster oder Verband abzudecken, um Infektionen zu vermeiden.

«Die behandelte Stelle sollte ausserdem weiterhin gekühlt, mit Salbe gepflegt und vor Sonne geschützt werden», empfiehlt Vasconcelos. «Sonne, Sauna, Solarium oder Kratzen müssen unbedingt vermieden werden.» Sonnenschutz ist dabei nicht nur gut gemeint, sondern essentiell, betont Duve. «Frische Laserwunden plus UV-Strahlen sind die perfekte Kombi – für Pigmentstörungen. Das will niemand, oder?»

Warum Pausen wichtig sind

Die Entfernung eines Tattoos ist kein Sprint, sondern ein Marathon, der sowohl Zeit als auch Durchhaltevermögen erfordert. «Die Haut braucht Zeit zur Erholung, und das Immunsystem arbeitet in dieser Zeit daran, die Farbpigmente abzubauen», erklärt Vasconcelos. Deshalb sollte man mindestens sechs Wochen Pause zwischen zwei Sitzungen einplanen.

Weniger Abstand, übrigens, bedeutet nicht mehr Wirkung, ganz im Gegenteil. «Zu kurze Intervalle können die Haut überfordern und das Risiko für Nebenwirkungen wie Narbenbildung erhöhen», warnt Duve.

Kostenfaktor Tattoo-Entfernung: Damit musst du rechnen

So, sagen wir mal: einzigartig wie jedes Tattoo ist auch der Preis für die Entfernung. «Man braucht mindestens sechs Sitzungen, manchmal mehr – je nach Farbe, Grösse und Hauttyp», sagt Vasconcelos. «Die Kosten liegen bei 200 bis 350 Franken pro Sitzung.» Stefan Duve nennt ähnliche Zahlen: «Sechs bis zwölf Behandlungen sind die Regel. Die Kosten pro Sitzung liegen zwischen 200 und 500 Franken.»

Was man wissen sollte: Viele Anbieter rechnen pro Quadratzentimeter ab. Und bevor Du fragst – nein, die Krankenkassen beteiligen sich in der Regel nicht an diesen Kosten.

Risiken und Nebenwirkungen

Grundsätzlich gelten sachgerecht durchgeführte Tattoo-Entfernung als sicher, aber gewisse Risiken können nicht ausgeschlossen werden. «Nebenwirkungen wie Rötung, Schwellung, Blasenbildung oder Pigmentveränderungen sind möglich», sagt Vasconcelos. «In sehr seltenen Fällen kann es zu Narben kommen.»

Duve mahnt dazu, realistisch zu bleiben: «Akute Nebenwirkungen sind Krusten, Schmerzen oder Empfindlichkeit. Zu potenziellen Spätfolgen gehören auch Depigmentierung oder Überpigmentierung an den entsprechenden Stellen.» Menschen mit der Tendenz zu überschiessender Narbenbildung sollten sich darum im Vorfeld gut beraten lassen.

Wann Vorsicht geboten ist bei Tattoo-Entfernungen

Wie bei jedem Eingriff gibt es auch bei dieser Behandlung gewisse Kontraindikationen. «Bei einer Schwangerschaft, frischer Sonnenbräune oder aktiven Hautinfektionen führen wir keine Tattoo-Entfernung durch», sagt Vasconcelos.

«Kinder, Patienten mit schweren Grunderkrankungen oder unter starker Medikation sollten ebenfalls auf die Behandlung verzichten», ergänzt Duve. Besonders wichtig sei eine pragmatische Erwartungshaltung: «Es gibt keine Garantie für perfekte Ergebnisse.»

DIY? Ein No-Go!

Ob säurehaltige Cremes, Schleifpads oder selbstgemixte Hausmittel: Viele der auf TikTok als Lifehack angepriesenen DIY-Methoden stammen aus fragwürdigen Quellen und werden von Personen beworben, die über keinerlei medizinische Ausbildung verfügen.

«Solche Tipps sind sehr riskant», sagt Dermatologe Stefan Duve. «Wir sehen, dass es dabei immer wieder zu Infektionen, Verbrennungen oder bleibenden Narben kommt. Gleichzeitig ist der Effekt meist gleich null.»

Auch Roberta Vasconcelos warnt deutlich: «Die Entfernung eines Tattoos gehört in erfahrene medizinische Hände. Hausmittel führen häufig zu Hautschäden, die sich nicht mehr korrigieren lassen.» Nicht selten würden solche Experimente darum in der dermatologischen Notfallsprechstunde enden, wo oft nur noch Schadensbegrenzung betrieben werden könne. «Da spart man eindeutig am falschen Ort», sagt Duve.

Bild: Shvetsa über Pexels

Daran erkennst Du seriöse Anbieter:innen

Neben der guten, alten Mund-zu-Mund-Propaganda – nach wie vor eine der besten Methode bei der Suche nach qualifizierten Fachleuten – lohnt sich gemäss Vasconcelos der Blick hinter die Kulissen einer Praxis.

«Achten Sie auf medizinisch geschultes Personal, moderne Lasertechnologie und eine seriöse Beratung», empfiehlt die Dermatologin. «Tattoo- oder Kosmetikstudios ohne medizinische Leitung halte ich in der Regel für ungeeignet.» Duve mahnt ausserdem zur Vorsicht bei Versprechungen: «Wenn alles zu perfekt klingt, ist Skepsis angebracht. Ein seriöser Anbieter erklärt genau, was möglich ist – und was nicht.»

Let it go.

Tattoo-Entfernung, so viel sollte nun allen klar sein, ist kein Quick-Fix für spontane Reue. Es braucht Zeit, manchmal Nerven, ein gutes Budget und eine klare Vorstellung davon, was danach kommt: nicht zwingend eine makellose Pfirsichhaut, aber sicher Frieden mit sich selbst.

Vielleicht bleibt der Platz auf Haut in Zukunft leer. Vielleicht kommt später etwas anderes hin, das besser passt. In jedem Fall gilt: Es ist nie zu spät, um sich von einer schlechten Entscheidung zu trennen. Manche gehen dafür in die Therapie. Andere machen es mit einem Pico-Laser.

Tattoo entfernen lassen: Alles, was du 2025 wissen musst. Methoden, Kosten, Risiken, Pflege – kompakt erklärt von Top-Dermatolog:innen. Plus: Warum die DIY-Methoden auf TikTok ein No-Go sind.