Irgendwann ist da dieser Geruch.

Vertraut, aber gleichzeitig auch sehr ungewohnt, da ich eine solche olfaktorische Mischung bisher immer nur mit misslungenen Kochexperimenten in Verbindung gebracht habe. Und darum leicht irritiert bin, dass es in diesem schön eingerichteten Behandlungszimmer von Dr. Omar Haroon in der Praxis am Zeltweg plötzlich gleich riecht wie in unserer Küche, wenn ich in einem meiner seltenen Anfälle «das kann doch nicht so schwer sein» für den Liebsten ein Stück Fleisch anbrate. Oder eben: Anbrennen lasse – es ist um einiges kniffliger als vermutet… –, so dass es dann riecht wie gerade jetzt: Nach Fett, Rauch und Russ.

Angekokelt ist ein anderes, absolut grandioses Wort, um den fiesen Mief zu beschreiben, der plötzlich in der Luft hängt und mich nicht zum ersten Mal an diesem Tag zur Frage bewegt, wie ich mich zu einem derart abenteuerlichen Beauty-Experiment überreden lassen konnte:

Eitelkeit?

Beflissenheit?

Grenzenlose Naivität?

«Mach Dir keinen Kopf, ich habe alles im Griff. Schliesslich wollen wir heute die Kollagen-Produktion in Deiner Haut ankurbeln. Gerade in jenen Teilen des Gesichts mit einem guten Fettpolster riecht es dann ein wenig angebrannt», sagt mein Gegenüber im weissen Kittel mit einem zufriedenen Lächeln, während ich innerlich winsle, weil: Wollen wir das wirklich?

«Aber natürlich!», findet der Facharzt für ästhetische und plastische Chirugie, bei dem ich jene Gesichtsbehandlung testen darf, auf die aktuell alle Promis – J.Lo, die Kardashians, Jessica Simpson und so weiter… – schwören.

«Morpheus8» nennt sich diese Weiterentwicklung des Micro-Needlings, welches die Behandlung der Haut durch Radiofrequenz und Deep-Needling miteinander verbindet. «Es handelt sich um eine extrem sichere Methode zur Hautverjüngung, Hautstraffung und Narbenkorrektur.», erklärt der Mediziner mir im Vorgespräch, für das er sich viel Zeit genommen hat. Fast zu viel Zeit für meinen Geschmack, um ehrlich zu sein, denn die Ergebnisse der vorangehenden 3D-Hautanalyse – riesig projiziert auf dem überdimensionalen Bildschirm neben seinem Pult – offenbaren mehr Details über mein aus allen Winkeln fotografierten Gesichts, als mir lieb ist.

«Mir ist es wichtig, dass meine Patient:innen ihr Gesicht von allen Seiten sehen und nicht nur aus einer zweidimensionalen Perspektive im Spiegel oder auf Selfies. Mit Hilfe einer 3D-Analyse ermögliche ich ihnen die Aussenansicht ihrer Gesichtszüge. Zusätzlich wird neben der anatomischen Bestandesaufnahme auch der aktuelle Zustand der Haut erfasst. Basierend auf all diesen Faktoren können wir dann gemeinsam einen auf die persönlichen Wünsche abgestimmten Behandlungsplan erarbeiten, den ich gerne als ‘The journey of the face’ beschreibe», lautet die Antwort auf meine Frage nach dem Zweck dieser Fotos. In meinem Fall bräuchte es für diese Reise ein bisschen Botox im Kinn, in der Stirn sowie etwas Filler unter den Augen, «sonst ist alles prima, Du siehst echt nicht aus wie 50».

Ha!

What’s not to love, denke ich mir, zumal es von Dr. Omar auch in Bezug auf die Grösse der Poren sowie der Hautdichte gute Noten gibt, obwohl mein von der Betäubungscrème glänzendes Gesicht mit den nach hinten gezurrten Haaren eine Steilvorlage wäre für fiese Sprüche.

Definitiv nicht mehr im grünen Bereich hingegen ist (neben der aktuellen Frisur) meine Haut in der Kategorie «Sonnenschäden», wobei diese vermutlich bereits in meiner Kindheit entstanden sind. «Damals, in den 70er-Jahren war der Sonnenschutz ja noch nicht so ein Thema wie heute und das sieht man bei Dir ziemlich deutlich», so Dr. Omar, der mich aber sofort beruhigt, «denn mit der Plasma-Behandlung lässt sich das sehr gut Korrigieren». Ohne den Hauch einer Ahnung, wovon er spricht – Plasma? –, nicke ich höflich und geniesse das gute Gefühl, in den besten Händen zu sein, während die zuvor aufgetragene Betäubungscrème in meinem Gesicht langsam einkickt.

Dass ich allenfalls doch das Angebot einer Spritze hätte annehmen sollen, wird mir erst klar, als Omar Haroon wenig später loslegt mit der Morpheus8-Behandlung. Zwischen vier und sechs (!) Milimeter sind die Nadeln am Handstück, mit denen er mein Gesicht – ich kann es nicht anders sagen – löchert. «Durch diese Microverletzungen der Haut erreichen wir das Bindegewebe und bringen damit die Kollagen-Produktion auf Trab. Gleichzeitig geben die Spitzen der Nadeln einen Radiofrequenz Wärmeimpuls ab, der bis in die Fettschicht der Haut eindringen und die Zellen dort zum Schmelzen bringt, so dass die Konturen gestrafft werden», so die Erklärung von Omar. Daher also der Gestank…

Gefühlt eine Ewigkeit, auf der Uhr aber keine 20 Minuten und 400 Nadel-Schüsse später ist alles vorbei. Leicht benebelt, etwas heiser vom lautstarken Jammern aber vor allem: positiv überrascht – ganz so krass schmerzhaft, wie ich dachte, war es gar nicht – mache ich die ersten Selfies.

Durch diese Microverletzungen der Haut erreichen wir das Bindegewebe und bringen damit die Kollagen-Produktion auf Trab. Gleichzeitig geben die Spitzen der Nadeln einen Radiofrequenz Wärmeimpuls ab, der bis in die Fettschicht der Haut eindringen und die Zellen dort zum Schmelzen bringt, so dass die Konturen gestrafft werden

Omar Haroon

Mit Mütze auf dem Kopf, Mundschutz vor dem leicht lädierten Gesicht, einer reichhaltigen 24h-Pflege in der Tasche sowie klaren Anweisungen von Dr. Omar verlasse ich die Praxis kurz danach: Makeup ist für zwei Tage tabu, schweisstreibende Tätigkeiten sind ein No-Go und Sonnenschutz mit LSF 50 gehört zum Pflichtprogramm. Während den nächsten zehn Tagen gilt ausserdem ein striktes Embargo für Schmerzmittel wie Ibuprophen oder Aspirin, da diese aufgrund ihrer entzündungshemmenden Wirkung den durch das Needeln bewusst herbeigeführten Entzündungsprozess in den unteren Hautschichten ausbremsen würden «und dann müssten wir wieder von vorne anfangen», so Dr. Omar.

Nochmals zurück auf Platz 1?

Hell no!

Brav befolge ich in den folgenden Tagen so gut wie alle Spielregeln auf dem Merkblatt: Verzichte auf Makeup, halte mich zumindest ein bisschen zurück beim Gewicht stemmen, gönne meiner Haut eine Extra-Portion an Feuchtigkeit und verteile jeden Morgen eine grosszügige Menge an Sonnenschutz auf dem Gesicht. Bereits am Abend hat sich meine Haut beruhigt, die entgegen den Prophezeiungen von Dr. Omar nicht vor sich hinleuchtet wie eine Kerze am Weihnachtsbaum (er wählte einen anderen Vergleich aus dem Tierreich, aber der war ist nicht wirklich salonfähig), sondern einfach ein wenig spannt und sich warm anfühlt.

Zu sehen ist davon aber nichts, im Gegenteil: «Deine Gesicht strahlt», finden etwa die Girls in der Stylinglounge bei Jelmoli, wo ich am nächsten Tag für einen Auftrag unterwegs bin und noch in der gleichen Woche fragt mich sogar eine Freundin, ob ich in den Ferien war, «Du hast so einen schönen Glow».

Beflügelt durch diese Komplimente melde ich mich bei der Praxis am Zeltweg zwecks Terminvereinbarung für die nächste Behandlungen, die ähnlich gut verläuft – und zur Folge hat, dass ich mich schon bald zum dritten mal bei Dr. Omar auf den Schragen legen werde, weil es für optimale Resultate mindestens drei oder sogar vier dieser Beauty-Einheiten braucht.

In diesem Sinne: Fortsetzung folgt…

Eine Morpheus8-Behandlung bei Dr. Omar Haroon kostet 1’000 CHF pro Sitzung. Bei der ersten Konsultation erfolgt vorab eine 3D-Gesichtsanalyse für 150 CHF, die in der darauffolgenden Behandlung wieder abgezogen werden. Mir werden für diesen Erfahrungsbericht sämtliche Behandlungen offeriert von Omar Haroon – herzlichen Dank!

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