Kreislauforientierte Wirtschaft, das tönt irgendwie krass seriös, oder?

Nach Excel-Dateien, Business-Plänen und was zumindest in meiner Vorstellung sonst noch dazu gehört, um sich erfolgreich zu behaupten in der Geschäftswelt.

Auf jeden Fall, und hier kann ich dann wirklich mitreden, klingt «kreislauforientierte Wirtschaft» um einiges hübscher als «aus Abfall etwas neues schaffen», auch wenn es im Grunde ein ähnliches Konzept beschreibt, welches unter dem Begriff «Upcycling» vor allem in der Modebranche bereits seit längerer Zeit zum Einsatz kommt.

Nicht zuletzt durch Pandemie-bedingten Restriktionen haben nämlich viele Designer:Innen für ihre Kollektionen keine neuen Stoffe verwendet, sondern auf Materialien zurück gegriffen haben, die sie im Atelier bereits zur Hand hatten. Die Vorteile für dieses Verfahren liegen auf der Hand, zumal es nach wie vor grosse Lagerbestände an Textilien gibt, aus denen sich neue Stücke produzieren lassen – je nachdem sogar Unikate mit Sammlerwert.

Noch relativ neu hingegen ist meines Wissens hingegen die Verwendung vermeintlicher Abfallstoffe in der Beauty-Industrie, wo die Brands – ganz langsam, aber sicher – diverse Nebenprodukten aus verschiedenen Bereichen zu Wirkstoffen umfunktionieren. Dazu gehören unter anderem Kaffeesatz, Extrakte aus Fruchtschalen, Reste von Olivenöl oder Fruchtkerne, die bei der Verarbeitung zu Säften übrig bleiben.

«Upcycelte Kosmetika ist im Grunde nichts anderes als grüne Chemie. Dabei handelt es sich um die Entwicklung chemischer Produkte, bei denen gefährliche Stoffe entweder reduziert oder ganz vermieden werden. Es geht also darum, eine Kreislaufwirtschaft zu schaffen und zu fördern, indem pflanzliche Materialien in ihrer Gesamtheit verwertet werden», heisst es dazu auf der Homepage des AA Environment Possibility Award. «Die Auswirkungen des Klimawandels, der Umweltverschmutzung und der Erschöpfung der natürlichen Ressourcen haben sich verschärft und negative Folgen für die Umwelt nach sich gezogen. Upcycling und andere Formen der grünen Chemie sind für die Zukunft der nachhaltigen Schönheit unerlässlich. Das macht Upcycling in der Beauty zu mehr als einem Trend – es ist eine ganze Bewegung», so die Autor:innen weiter.

Trend-Alert: Wieso setzen immer mehr auch grosse Brands auf Upcycling-Inhaltsstoffe und wo liegen die Vorteile? sonrisa geht dem Hype nach.
Bild: Pexels Polina Kovaleva

Besonders spannend finde ich, dass neben jungen Firmen wie etwa das britische Unternehmen UpcCircle – in diesem Blogpost findest Du alle Informationen zu diesem neuen Nachhaltigkeits-Brand aus England – auch etablierte Marken mitmachen bei diesem Trend oder eben: bei dieser Bewegung.

Ein gutes Beispiel dafür ist der neue Nina Ricci-Damenduft Nina Fleur (ab ca. 63 CHF), der vom Hersteller als «ökoverantwortlicher und umweltfreundlicher Duft» bezeichnet wird, weil 92 Prozent davon natürlichen Ursprungs sind und zumindest teilweise aus nachhaltigen Kreisläufen stammen.

Trend-Alert: Wieso setzen immer mehr auch grosse Brands auf Upcycling-Inhaltsstoffe und wo liegen die Vorteile? sonrisa geht dem Hype nach.

Die für die Duftsignatur von Nina Fleur sehr wichtigen Zitronen sind nämlich so genannte «ugly fruits», die es aufgrund ihrer Grösse oder ihres Aussehens nicht in die Regale der Supermärkte schaffe. «Diese Zitronen weichen von den ästhetischen Standards des Frischmarktes ab, bleiben aber für die Parfümerie perfekt verwendbar», heisst es von Nina Ricci über das blumig-fruchtige Damenparfum Nina Fleur. «Alle Elemente, aus denen sie bestehen, werden verwertet: der Saft, die Schalen, aber auch das Fruchtfleisch, das der endgültigen Essenz eine leichte Gourmand-Note verleiht. So können wir diese Zitronen komplett nutzen.»

Neben der Formel habe man «im Streben nach Modernität und Ökoverantwortlichkeit» auch den Apfel-Flakon mit aufgedrucktem Rosenmotiv – eine Anspielung auf die Mode des Hauses, wie mir erklärt wurde – neu überarbeitet, der nun aus zu 20 Prozent recyceltem Glas besteht und in FSC-Zetrifiziertem Karton mit reduziertem Volumen verpackt wird.

Trend-Alert: Wieso setzen immer mehr auch grosse Brands auf Upcycling-Inhaltsstoffe und wo liegen die Vorteile? sonrisa geht dem Hype nach.
Trend-Alert: Wieso setzen immer mehr auch grosse Brands auf Upcycling-Inhaltsstoffe und wo liegen die Vorteile? sonrisa geht dem Hype nach.

Diese Zitronen weichen von den ästhetischen Standards des Frischmarktes ab, bleiben aber für die Parfümerie perfekt verwendbar

Tönt gut und sieht auch super aus, oder?

Dass sich der Trend zum Upcycling auch bei grossen Beauty-Brands nicht nur aus reiner Liebe zur Umwelt immer mehr durchsetzt, sondern vor allem auf die steigende Nachfrage der Kundschaft nach ökologischen Lösungen zurückgeht, liegt für mich auf der Hand. Doch selbst wenn die Motive nicht überall ganz so grün sind, wie behauptet wird, zählen für mich vor allem die Taten, die ganz klar das Potential zu einer klassischen Win-Win-Situation haben.

«Durch Upcycling wird nicht nur direkt die Abfallmenge während der Herstellung reduziert, da diese Materialien ein zweites Mal verwendet werden, sondern es kann auch die Menge an neuen Materialien reduzieren», heisst es in einem Artikel auf the Zoe report vom vergangenen Jahr, in dem die Autorin darüber schreibt, wie diese Methode den Duft-Produzent:innen eine Steilvorlage bietet, «neue Duftkombinationen zu entdecken und mit ihnen zu spielen.»

Für mich ist das eine wirklich spannende Entwicklung, über die ich Dich natürlich gerne weiterhin auf dem Laufenden halte. Und mich jetzt schon freue auf spannende Neuheiten wie der neue Damenduft Nina Fleur, mit dem das Parfum-Haus sehr gut beweist, dass selbst im Kosmetik-Universum ziemlich oft auf die inneren Werte ankommt.