Die meisten von uns sehen bei Kaffeesatz: ein Abfallprodukt, das man nach Möglichkeit im Kompost entsorgt. Bei William Brightman hingegen sorgte der Anblick von Kaffeesatz für eine Geschäftsidee, wie seine Schwester dem Portal Virginstartup erzählte: «Alles begann 2016, als sich mein Bruder bei den Betreibenden des Coffee Shops um die Ecke erkundigte, was mit den gemahlenen Überresten der Kaffeebohnen eigentlich passiert.» Dabei habe er zu seinem grössten Befremden erfahren, dass alleine dieses eine Geschäft aufgrund der riesigen Menge an Abfall jeweils die Gemeinde mit dem Transport und der Entsorgung des Kaffeesatzes beauftragen musste – gegen eine Gebühr natürlich.

«William sah darin eine wunderbare Steilvorlage für eine eigene Firma, auch wenn er damals nicht wusste, was das Konzept dahinter sein könnte – bis ich ins Spiel kam», so die Engländerin weiter, die sich seit ihrer Jugend für Schönheit und Hautpflege interessierte. «Ich wusste, dass Kaffee viele Vorteile für die Hautpflege hat, und so kam mir wie ein Geistesblitz die Idee, den Kaffeesatz als Wirkstoff für nachhaltige Hautpflegeprodukte zu verwenden.»

Eines führte zum anderen und im September 2016 lancierten die Geschwister gemeinsam ihren eigenen Beauty-Brand. «Unser Markenname bringt unser Hauptziel auf den Punkt: Nachhaltigkeit und die Förderung der Kreislaufwirtschaft. Upcircle ist auch eine Anspielung auf das ‘Upcycling’, also den Prozess, aus bereits vorhandenen Dingen etwas Besseres zu machen», heisst es auf der Homepage von Upcircle über die Benennung des Brands. «Es war ein schrittweiser Prozess, und jedes Produkt aus unserem Sortiment hat angesichts der Kreislaufwirtschaft seine eigene, einzigartige Herkunft. Ihre einzigartige Geschichte ist Teil dessen, was sie so besonders macht.»

Bereits 350 Tonnen Kaffeesatz haben dank diesem Konzept ein neues Leben erhalten, aber das ist längst noch nicht alles, denn mittlerweile verarbeitet das Team von Upcircle nach eigenen Aussagen auch diverse andere Nebenprodukte aus der Lebensmittelindustrie zu Hautpflegeprodukten. Der Face Balm von UpCircle etwa enthält Pulver aus Aprikosenkernen, welche weggeworfen werden und die Seife wiederum besteht zum Teil aus Gewürzen, die nach dem Aufbrühen von Chai-Teekonzentraten übrigbleiben, wobei diese Liste längst nicht abschliessend ist.

«Die Idee für unsere Marke entstand aus der Überzeugung heraus, dass Dinge, die bislang als wertlos galten, ein grosses Potenzial haben. Es gibt so viele natürliche Nebenprodukte oder Reststoffe, die normalerweise im Abfall landen, für die Haut allerdings unglaublich wertvolle Wirkstoffe  enthalten», sagt William Brightman, der in seinem früheren Leben als Händler und  Investmentpartner bei der Citibank und MSK Capital seine Brötchen verdient hat, im Gespräch mit The Beauty Independet. «Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, diese Inhaltsstoffe in natürliche Hautpflegerezepturen einzubinden und so Beauty-Produkte zu schaffen, die nicht nur der Umwelt, sondern auch Ihrer Haut guttun.»

Passend zu dieser Vision werden für die Verpackungen von Upcircle zu 99 Prozent plastikfreie Alternativen verwendet und für den letzten Prozent bietet die Firma Nachfülloptionen ohne Plastik an. Ausserdem bestehen gemäss Homepage sämtliche Marketingmaterialien aus Papier, welches aus recycelten Kaffeebechern hergestellt wurde, «und wir benutzen ausschließlich Papierklebeband, das aus recycelten Fasern hergestellt wurde».

In Kombination mit einem wirklich sehr hübschen Produkte-Design – wie gemacht für Social Media! – macht das Upcircle für mich zu einem extrem spannenden Brand, auf den ich (nach einer ersten Erwähnung in den Beauty-News vom Februar 2020) nun anlässlich der Einführung im Sortiment von Biomazing endlich auch ein wenig ausführlicher eingegangen bin auf sonrisa: Weil es solche Firmen sind, die mir Mut machen, da sie aufzeigen, dass sich ein nachhaltiger Lebenswandel und eine effiziente Beauty-Routine im mittleren Preissegment nicht ausschliessen, sondern im Gegensatz sehr gut ergänzen können.