September-Tipps: Percival Everett, ein spezieller Podcast und The Bear Staffel 4
Der September schmeckt nach kühler Luft und gut gewürzten Heissgetränken: Ein guter Zeitpunkt, um sich selbst ein Solo-Date zu verordnen, finde ich. Passend dazu gibt es von mir die neusten Tipps zum Lesen, Hören und Schauen zusammengetragen für jene Momente, in denen Du den Alltag auf Stand-By stellst – und dazu vielleicht die erste PSL der Saison geniesst.







Lesen
Percival Everett: James
Manche Bücher – okay, die meisten vermutlich – muss man gelesen haben, um zu verstehen, warum sie so viele Preise gewinnen und selbst von den strengsten Kritiker:innen bedingungslos gelobt werden. «James» von Percival Everett gehört genau in diese Kategorie. Erzählt wird die bekannte Geschichte von Mark Twains «Huck Finn», diesmal jedoch aus der Perspektive des Sklaven Jim, der sich James nennt.
Was als Flucht der beiden ungleichen Männer beginnt, entwickelt sich schnell zu einem spannenden, manchmal sogar witzigen aber sehr oft auch schmerzhaften Porträt eines Mannes, der schlauer ist, als die meisten um ihn herum denken. Jim spielt den Dummen und spricht vor Weissen bewusst im Klischee-Slang, der ihn einfältig wirken lässt. Diese Tarnung, sein Code Switching, ist zu Beginn gewöhnungsbedürftig, macht die Geschichte aber gleichzeitig ungemein authentisch.
Trotz der sprachlichen Herausforderung konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen: Die Reise der beiden ungleichen Männer auf dem Mississippi liest sich wie ein unglaublich spannender, aber oft auch herzzerreissender Mix aus Abenteuer, Gefahr und schwarzem Humor. Zwischen Stürmen, Betrügern und der Verantwortung für Huck wird es immer wieder ernst, doch Everett lässt genug Raum für Ironie und kleine Spitzen gegen das absurde System, das Jim umgibt.
Das alles ist nicht immer leicht auszuhalten – letztlich aber der Grund, warum ich «James» für ein Meisterwerk halte, da es gleichzeitig unterhält, aufrüttelt und die eigenen Vorstellungen von Geschichte und Gerechtigkeit hinterfragt. Everett schafft es damit, die grossen Fragen nach Freiheit, Identität und Menschlichkeit in eine fesselnde, zugleich bittere und komische Geschichte zu packen, die ich allen ans Herz legen kann.
Hören
Lunchdate Podcast
Wenn zwei kluge, charmante Frauen wie die Content Creators Jessie und Laura mit wechselnden Gästen ein Gespräch führen, das weder Filter noch Fassade kennt, wird es schnell mal tiefgründig, aber auch oft sehr lustig und immer: zu 100 Prozent authentisch. Der Lunchdate-Podcast ist kein akustisches Smalltalk-Buffet, sondern ein ehrlicher, kluger Austausch über das, was das Leben oft kompliziert, manchmal komisch und immer wieder kostbar macht.
In diesem Monat hatte ich die riesige Ehre, mit den beiden am virtuellen Mittagstisch zu sitzen, wo wir über meinen Alltag sprachen – inklusive kleinem Cliffhanger zu einem Projekt, das bald keine geheime Kommandosache mehr ist. Wenn Du neugierig ist, wie mein Leben abseits von Lippenstift und Lymphdrainage klingt, bekommst Du hier die unzensierte Version.
Schauen
The Bear, vierte Staffel
Falls Du grad ein Déjà Vue hattest beim Blick auf den Titel hier, liegst Du absolut richtig Darling, denn von der Serie The Bear war in dieser Rubrik schon früher einmal die Rede.
Zur Erinnerung: Die Serie erzählt die Geschichte von Carmy, einem gefeierten Koch, der nach dem Tod seines Bruders dessen Sandwichladen in Chicago übernimmt und daraus ein ambitioniertes Restaurant macht. Die scheinbar klassische Aufstiegsstory entpuppt sich schnell als Drama mit der Intensität eines Schnellkochtopfs kurz vor der Explosion.
In der neusten Staffel wagt das Team von Carmy den Schritt in die feine Haute Cuisine, doch auf die Euphorie nach dem Start erleidet bald einen herben Dämpfer in Form einer lauwarmen Rezension. Dazu stellt Geldgeber Onkel Jimmy ein unerbittliches Ultimatum: 1.440 Stunden bleiben, bis entschieden ist, ob das Restaurant überlebt oder untergeht. Schnell wird sowohl dem Publikum als auch den Protagonist:innen klar, dass es in der Spitzengastranomie keinen Platz gibt für Kompromisse. Der Druck ist da, bevor das erste Messer die Arbeitsfläche berührt.
Oberflächlich passiert vor allem zu Beginn der vierten Staffel erstaunlich wenig. Das Geschirr bleibt heil, Ausraster aus und Carmy wirkt oft so teilnahmslos, als würde er das Chaos um sich herum wie durch ein Milchglas betrachten. Seine Kolleg:innen reizen währenddessen ihre persönlichen Grenzen aus, mal mal stoisch, mal erschöpft, und oft am Rand des Kollapses.
Für mich ist es genau dieser Kontrast zwischen scheinbarer Ruhe und atemloser Hektik, der die Serie so eigentümlich fesselnd macht. Und ja, der Anblick des gut gebauten Jeremy Allen White in der Rolle von Carmy ist ein Bonus, der den Puls zusätzlich beschleunigt.
Im Total macht das auch die vierte Staffel von The Bear zu einem Sehgenuss, für den es zum Teil Nerven braucht wie beim Servieren zur Rush-Hour und der dabei ein Suchtpotential hat, das ich bis heute nicht wirklich erklären kann. Vielleicht klappt das nach der bereits angekündeten fünften Staffel, auf die ich mich jetzt schon freue. Yes Chef!
Die Bilder machte lovely Anais, der Du unbedingt via Instagram auf auf @anaisindra folgen solltest.
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