Sommertipps für Kultur-Fans: Bücher, Beats & Blockbuster
Für alle, die zwischen Sonnenbad und Glacé-Löffel nach Anregung fürs Hirn, Herz oder einfach gute Unterhaltung suchen, kommt hier wie immer die kleine, feine Auswahl aus der sonrisa-Redaktion. Mit einem Roman über die Macht von Geschichten, einem Song für grosse Träume und einem Kino-Trip, bei dem sogar die Nonnen cool sind.






Lesen
Kristen Miller: Lula Deans kleine Bibliothek der verbotenen Bücher
Lula Deans kleine Bibliothek der verbotenen Bücher von Kristen Miller (vorerst nur auf Englisch erhältlich) spielt in einer fiktiven Kleinstadt in Georgia, wo sich zwei alte Rivalinnen ein Duell liefern, das nicht nur persönlich, sondern hochpolitisch ist. Beverly Underwood sitzt im Schulausschuss, ihre alte Rivalin Lula hat es sich zur Aufgabe gemacht, sämtliche als anstössig empfundene Literatur aus dem öffentlichen Leben zu verbannen. Als Ersatz stellt sie vor ihrem Haus eine private Mini-Bibliothek mit handverlesener Lektüre auf, von der sie glaubt, dass sie der Gemeinde guttut. Was Lula nicht ahnt: Ausgerechnet Beverlys Tochter tauscht nachts die Bücher aus und schmuggelt die verbannten Titel zurück an die Öffentlichkeit, getarnt unter angepassten Schutzumschlägen
So beginnt eine Geschichte, die sich als kluge, oft überspitzte Satire auf Zensur, gesellschaftliche Kontrolle und die Macht von Geschichten entfaltet. Dass das Ganze manchmal wirkt wie eine Mischung aus Provinzposse und moderner Fabel, ist durchaus gewollt. Kristen Miller schafft es, ernste Themen wie Rassismus, Sexismus, Homophobie oder politische Manipulation mit Witz und Tempo zu erzählen, ohne sie ins Lächerliche zu ziehen. Besonders gelungen sind die vielfältigen Figuren, die aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten stammen und im Laufe der Handlung spürbare Entwicklungen durchmachen. Eine persönliche Lieblingsfigur war für mich die pensionierte Richterin Jean Cummings mit ihrer Urenkelin, deren Dialoge nicht nur warmherzig, sondern auch pointiert sind.
Allerdings wäre für mich weniger manchmal mehr gewesen. Die Vielzahl der behandelten Themen wirkt stellenweise überladen, und nicht jede Figur ist so vielschichtig, wie sie es hätte sein können. Manche Konstellationen bleiben recht plakativ, mit klar verteilten Rollen zwischen den Guten und den Bösen, was der erzählten Realität oft die Tiefe nimmt. Gerade in einem Roman, der so viel bewegen will, hätte ich mir da mehr Zwischentöne gewünscht.
Doch auch wenn die Handlung zuweilen etwas überfrachtet und die Charaktere etwas eindimensional wirken, ist der Grundgedanke bestechend klar: Bücher können Türen öffnen, Perspektiven verschieben und Menschen verändern. Das macht Lula Deans kleine Bibliothek der verbotenen Bücher für mich zu einer warmherzigen, manchmal überspitzten, aber immer engagierten Hommage an die transformative Kraft des Lesens, denn diese Buch tut genau das, was Literatur im besten Fall kann: Es regt zum Nachdenken an, erzählt mit Empathie und bleibt dabei unterhaltsam bis zur letzten Seite.
Hören
Paul Kalkbrenner Si soy fuego
Die Musik von Paul Kalkbrenner begleitet mich seit vielen Jahren beim Schreiben, das ich bei seinen Songs auf eine fast schon magische Weise meine Gedanken fliegen lassen kann, ohne mich dabei zu verzettlen.
Dass er schon bald live zu sehen ist, fühlt sich für mich darum an wie ein Upgrade vom Noise-Cancelling-Kopfhörer zum Front-Row-Ticket: Am 21. Juni triff der Pionier des Techno am ZOA City Festival in Zürich auf aka einem meiner liebsten Sommer-Events in der Schweiz, wo er garantiert auch die Kult-Hymne Sky & Sand und hoffentlich auch meinen aktuellen Lieblingstrack Si soy fuego spielt.
Schauen
Wes Anderson: Der phönizische Meisterstreich
Es beginnt mit einer Explosion. Oder besser: mit dem, was danach kommt. In zackigem Tempo, in der unverkennbaren Ästhetik von Wes Anderson, der mit seinem 12. Film „Der phönizische Meisterstreich“ nach zwei eher mässigen Werken wieder zu seiner gewohnten Form zurückgefunden hat, wie ich finde.
Die übrigens in Deutschland gedrehte Geschichte rund um Zsa-Zsa Korda (absolut fabelhaft: Benicio del Toro), einen Kunst sammelnden Waffenhändler mit Nahtoderfahrungen und göttlichen Eingebungen, ist ebenso absurd wie unterhaltsam. Korda reist mit seiner widerwilligen Tochter Liesl – unglaublich gut gespielt von Kate Winslet’s Tochter Mia Threapleton – durch ein erfundenes Nahostreich namens Grossphönizien, um Investoren für ein Mammutprojekt zu gewinnen. Das Ergebnis ist eine Art spiritueller Roadmovie, irgendwo zwischen Businessplan und Beichtstuhl, begleitet von Tabellen, Schiessereien, Familienkonflikten und langbärtigen Erscheinungen.
Wie immer bei Anderson sind die Sets von einer solchen Detailverliebtheit, dass man fast vergisst, der Geschichte zu folgen. Perfekt symmetrische Bilder, Pastellfarben in allen Varianten werden dabei perfekt ergänzt von Dialogen so trocken wie ein Gipfeli vom vergangenen Wochenende und einer temporeichen Handlung. Optisch liegt das neue Werk von Anderson einmal mehr viel näher am Universum von Comic-Legende Hergé als an Hollywood. Auch der typische Anderson-Witz kommt nicht zu kurz, diesmal eine Spur schwärzer als sonst. Kein Wunder bei einem Film, in dem Geschäfte mit Waffen gemacht werden, während der Glaube zur Nebelkulisse verkümmert. Oder wie Korda es formuliert: Investitionen lohnen sich nur, wenn man sie überlebt.
Für mich ist klar: Der phönizische Meisterstreich wird jene nicht bekehren, die Anderson für intellektualisierten Edelkitsch halten. Fans hingegen – ich eingeschlossen – dürfen sich auf ein Kinoerlebnis freuen, das mit Tempo, Detailverliebtheit und einem wunderbaren Ensemble punktet. Kein neues Grand Budapest Hotel, aber nahe dran. Denn spätestens wenn Mia Threapleton mit Nonnenhaube und unerschütterlichem Blick die Bühne betritt, weiss man: Wes Anderson kann immer noch überraschen.
Die Bilder machte lovely Anais, der Du unbedingt via Instagram auf auf @anaisindra folgen solltest.
Da ich immer wieder Fragen bekomme, hier die Details zu meinem Outfit: Oberteil vom Flohmarkt (für zwei Franken, I kid you not!), Anzugshosen von Lamarel, Gucci-Loafers aus einem Vintage-Shop in Los Angeles, Chanel Tasche über luxury-for-you, Uhr von Cartier, Sonnenbrille von Gucci.
PS: Du möchtest regelmässig auf dem Laufenden bleiben? Hier geht es lang zur Anmeldung für den sonrisa-Newsletter, mit dem Du einmal pro Monat eine Dosis Schönheit und weitere Lifestyle-News ins Mail-Fach bekommst.



(0) Comments
Schreiben Sie einen Kommentar