Lesen, Hören und Schauen im Januar 2025
Neues Jahr, neue Tipps: Hier kommen meine aktuellen Empfehlungen zum Lesen, Hören und Schauen für Dich, die Du natürlich gerne ergänzen darfst in den Kommentaren.





Lesen
Matt Haig: Das unmögliche Leben
Vermutlich würde der neue Roman «Das unmögliche Leben» von Matt Haig heute noch auf dem Stapel von ungelesenen Büchern liegen, wenn ich gewusst hätte, dass darin unter anderem von ausserirdischem Leben die Rede ist. Fantasy und Science-Fiction, ob auf dem Bildschirm oder zwischen Buchdeckeln, lösen bei mir nämlich in der Regel einen ähnlichen Abwehrreflex aus wie, sagen wir mal: Mücken im Schlafzimmer. Doch da der Klappentext nichts dergleichen erahnen liess, hatten meine Vorurteile keine Chance. Völlig unbelastet tauchte ich ein in diese verrückt-geniale Geschichte über die pensionierte Mathematiklehrerin Grace, die nach einer unerwarteten Erbschaft von einer Jugendfreundin ohne festen Plan nach Ibiza reist und dort eine Reise erlebt, die ihr Leben für immer verändert
Schon bald nach ihrer Ankunft stösst die Seniorin aus England auf Geheimnisse aus der Vergangenheit ihrer Freundin, die sich nicht mir rationalen Argumenten erklären lassen. Schon bald entwickelt sich die Spurensuche zu einem einem Abenteuer, welches die Grenzen von Realität und Fantasie sprengt – inklusive intergalaktischer Aktivisten und zum Teil sehr lustigen mathematischer Metaphern. Das Ergebnis ist ein flüssig geschriebener Roman, der so viele Genres vereint, dass er schwer in Worte zu fassen ist: Krimi, Philosophie, magischer Realismus und Umwelt-Themen verweben sich zu einer fesselnden Erzählung, die ich kaum noch weglegen konnte.
Besonders beeindruckt hat mich die Darstellung der Protagonistin Grace – eine Frau, die trotz ihrer Zweifel an der Welt und an sich selbst mutig genug ist, sich auf Neues einzulassen. „Ich fühlte mich wie eine Zahl, die auf die andere Seite der Gleichung versetzt wurde“, beschreibt Grace ihre Transformation auf der Insel, und genau dieses Gefühl der Veränderung begleitet die Leserschaft durch die gesamte Geschichte. Haigs feinfühliger Humor, die Liebe zum Detail und sein Talent, grosse Fragen des Lebens mit zugänglichen Bildern zu verknüpfen, machten den Roman für mich zum ultimativen Lesegenuss.
Für mich war Das Unmögliche Leben nicht nur eine literarische Reise nach Ibiza, sondern auch ein Anstoss über Hoffnung und Neuanfänge nachzudenken. Das Buch zeigt, dass selbst in den unmöglichsten Situationen Hoffnung schlummert – und das auf eine Art, die man nicht erwartet hätte.
Hören
Franz Ferdinand: The Human Fear
Hurra, ich bin so happy!
Nach ihrem meiner Meinung nach eher mässigen Album «Always Ascending» von 2018 präsentiert die schottische Erfolgsband Franz Ferdinand ihr neues Werk, mit dem sie wieder zu alter Form zurückgefunden haben: «The Human Fear» vereint prägnante Gitarrenriffs, hypnotische Rhythmen und diese spezielle Mischung aus Indie-Rock, Post-Punk und Disco, die schon immer das Markenzeichen der Band war.
Mein persönlicher Favorit ist die Single «Night or Day» – unter anderem wegen der Botschaft dahinter: «Wir werden das Leben verdammt nochmal Tag und Nacht auskosten» –, doch auch Stücke wie «Hooked» und «The Birds» haben das Potential zu grossen Hits.
Letztlich punkten für mich aber alle elf Songs mit dieser typischen Franz-Ferdinand-Magie, für die ich die Band seit ihrem Debüt vor 20 Jahren liebe: eigenwillig, manchmal ein bisschen schräg und derart voller Energie, dass ich wie im Autopiloten anfange zu tanzen.
Schauen
Der Spitzname
Da angelsächsische Produktionen meinen Streaming-Alltag dominieren, habe ich deutsche Filme sowie Serien normalerweise nicht wirklich auf dem Schirm (pun intended). Die berühmte Regel von der Ausnahme bilden die beiden Filme «Der Vorname» und «Der Nachname», die es dank der Empfehlung einer Insiderin auf meine Watchlist schafften (merci, liebe Nathalie!) und mich ihren durch subtilen Humor beide sofort begeisterten.
Im Mittelpunkt des dritten Teils «Der Spitzname» führt die Geschichte der Familie Böttcher in ein Südtiroler Luxus-Resort, wo Thomas und Anna heiraten wollen. Wie bereits in den Vorgängerfilmen bleibt auch hier das Chaos natürlich nicht aus. Da wäre etwa Réné, der sich als überfürsorglicher Helikopter-Vater entpuppt und dabei nicht nur seine Frau konsterniert. Stephan wiederum versucht sich als Autor, nachdem er wegen absolut intolerablen Formulierungen während seinen Vorlesungen als Professor von der Universität entlassen wurde. Die Haushaltskasse zum Klingeln bringt seine Frau Elisabeth, die heimlich mit Bitcoins handelt und damit richtig viel Geld macht. Dazu kommen alte Geheimnisse, neue Konflikte und ein chaotischer Skilift, der bei mir für herzhafte besten Lacher sorgte.
Regisseur Sönke Wortmann und Drehbuchautor Claudius Pläging liefern damit erneut eine gute Mischung aus Unterhaltung, Zeitgeist, Ironie und absolut fabelhaften Dialogen. Zwar bleibt der titelgebende «Spitzname» diesmal eher Nebensache und gewisse Handlungsstränge könnten besser ausgearbeitet werden, aber dafür überzeugt das Ensemble – besonders Iris Berben – mit starken Momenten.
«Der Spitzname» ist darum die perfekte Wahl für einen lustigen Kinoabend – und ein guter Beweis, dass auch deutsche Produktionen auf ganzer Linie unterhalten können.
Die Bilder machte lovely Wiebke, der Du unbedingt via Instagram auf auf @wiebkembg folgen solltest.
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