All the world’s a stage – and New York is its highest pedestal.

«Die ganze Welt ist eine Bühne – und New York ist ihr höchstes Podest“, sagte Shakespeare – oder würde es heute bestimmt so präzisieren, ist Kulturjournalistin und sonrisa-Gastbloggerin Susanna Petrin überzeugt, die sich in der Rubrik «Beautiful in New York» mit verschiedenen Menschen vor Ort über das Thema Schönheit unterhält. Heute zu Gast auf dieser Bühne: Gabrielle Bradley, angetroffen in Brooklyn.

Shall I compare thee to a summer’s day?

Diese junge Frau kann es an Farbenfrohheit sogar mit einem Altweiber-Sommertag aufnehmen. Es ist 25 Grad in Bushwick, Brooklyn. Eine Gruppe von Trommlerinnen haut so vergnügt auf ihre Instrumente, als ob sie damit Covid für immer vertreiben könnte. Und das Publikum wirkt, als sei diesen Frauen eben diese Teufelsaustreibung gelungen: Heiter und erleichtert.

Den perfekten Hintergrund zu dieser Szene bietet das «House of Yes», ein Partylokal, dessen Backsteinmauern grell-bunt bemalt sind. Gabrielle Bradley, die ich hier im Publikum entdecke, scheint ihre Garderobe darauf abgestimmt ausgesucht zu haben: Lila Pepita-Petticoat, Hut, Gürtel, Lippenstift in Fuchsia und metallic-violette Stiefeletten. «Es macht mir Spass, strahlende Farben zu tragen», sagt sie, «ein persönlicher Kleidungsstil ist auch ein Weg, sich künstlerisch zu verwirklichen».

Doch eigentlich ist sie auf das spezialisiert, was sich unter der Kleidung befindet: Die Haut. Gabrielle ist Kosmetikerin mit Fokus auf Hautpflege und Laser-Behandlungen. «Zu mir kommen Menschen, die sich wegen eines Makels unwohl fühlen – genauer wegen etwas, das sie als Makel empfinden.» Nach neun Jahren Erfahrung könne sie sagen: «Es gibt keine objektiven Kriterien für Schönheit. Es geht darum herauszufinden, was die Menschen brauchen, um sich sicherer und wohler in ihrer Haut zu fühlen.» Manchmal reiche es aus, seine Einstellung zum eigenen Körper zu ändern. Wer sich sicher fühle, strahle das aus – über allfällige Makel hinweg.

So wie ein Herbsttag es manchmal mit dem Sommer aufnehmen kann.

Zur Autorin:

Susanna Petrin lebt und arbeitet als Journalistin in New York. Sie hat ein Studium der Germanistik, Anglistik und Publizistik in Basel und Zürich abgeschlossen und als Redaktorin für diverse Zeitungen gearbeitet. Derzeit schreibt und produziert sie Beiträge unter anderen für die NZZ, die Nordwestschweiz, Deutschlandfunk, SRF – und nun auch für sonrisa. Schön findet sie Humor, Leidenschaft und guten Cappuccino zu einer realen Zeitung.