Mascara.

Blush.

Higlighter.

Lipgloss. Oder Lippenstift.

In 90 Prozent aller Fälle benutze ich maximal vier bis fünf Produkte für mein Makeup, das entsprechend «diskret» ausfällt, wie der Liebste so hübsch sagt. Und trotzdem war die #nomakeupchallenge von vergangener Woche wie der Name vorwegnimmt in vieler Hinsicht eine Herausforderung für mich, wie der folgende Rückblick zeigt:

 

Nach einer Woche ohne Makeup gibt es auf sonrisa.ch die Bilanz zur #nomakeupchallenge.

 

Samstag

 

Der Auftakt zur #nomakeupchallenge ist ein Kinderspiel: Weil ich am Wochenende ohnehin fast nie Makeup trage, fällt mir der Verzicht darauf extrem leicht. Umso mehr, als meine sozialen Aktivitäten an diesem Samstag lediglich aus einem Einkauf, ein paar Selfies für diesen Blogpost sowie einem Abendessen in unserem Stamm-Restaurant um die Ecke bestehen. Und dort ist man sich mein ungeschminktes Gesicht schon lange gewöhnt…

 

Montag

 

Ich könnte nun alles auf Pinterest schieben, aber in Wahrheit war es vor allem mein innerer Trotzkopf, der mich spontan einen Termin beim Coiffeur buchen liess: Wenn schon kein Makeup erlaubt ist während den nächsten Tagen, dann braucht es wenigstens eine andere Veränderung auf dem Kopf.

Mit deutlich kürzerem Haar verlasse ich nach einer Stunde den Salon, wo mir die nette Hairstylistin Bea zu einem neuen Look verholfen hat, der mich für den Rest des Tages von meinem nackten Gesicht ablenkt.

 

Lektion 1: Um mich auf andere Gedanken zu bringen, braucht es erschreckend wenig.

 

Voll im Glück über die neue Frisur und entspannt verläuft mein Beauty-Termin am Nachmittag mit lovely Rahel von Oh you pretty things, die aus Solidarität ebenfalls auf Makeup verzichtet hat. Und dabei so unfassbar gut aussieht, dass ich plötzlich anfange den Sinn von Makeup zu hinterfragen…

 

Lektion 2: Ich staune, wie massgeblich mein jeweiliges Umfeld die eigene Wahrnehmung beeinflusst. In ungeschminkter Gesellschaft wird die #nomakeupchallenge nämlich blitzschnell zur normalsten Nebensache der Welt für mich.

 

Nach einer Woche ohne Makeup gibt es auf sonrisa.ch die Bilanz zur #nomakeupchallenge.

 

Mittwoch

 

Nach einem Tag im Homeoffice gilt es nun ernst: Ein Blogger-Event mit anschliessendem Beauty-Interview findet gegen Mittag statt und ich will vorher noch meine Lauf-Runde im Wald drehen. Um auf Nummer sicher zu gehen, stelle ich den Wecker nur Minuten später als sonst.

Zum Glück, wie sich schon bald weisen wird, da meine Beauty-Routine trotz Makeup-Embargo nur unwesentlich kürzer ausfällt. Der Grund dafür ist das Styling der Haare, die ich nach dem Waschen nicht wie gewohnt trocken rubble und anschliessend ihrem Schicksal überlasse. Sondern mit der Rundbürste und dem Haartrockner von Dyson so gut es geht in Form bringe.

 

Lektion 3: Die Zeitersparnis durch den Verzicht auf Makeup hält sich bei mir in Grenzen, zumal ich relativ viel Aufwand betreibe für das Styling der Haare und die Pflege der Haut (wie Du unschwer an meinen BFF während der #nomakeupchallenge erkennen kannst).

 

Verhältnismässig gut frisiert geht es zum Counter von Atelier Cologne bei Jelmoli (ein ausführlicher Bericht folgt!), wo ich mir unter all den perfekt geschminkten Kolleginnen wie eine Ausserirdische fühle. Wobei der Vergleich insofern hinkt, weil die berühmten Marsmännchen ja grün sein sollen, während mein Gesicht mich eher an eine Stück Tofu erinnert: Ohne jegliche Konturen und dazu so fahl wie ein abgenagter Hühnerknochen.

Dabei, und das ist mir völlig klar, sehe ich mit grösster Wahrscheinlichkeit nicht viel anders aus als bei sonstigen Blogger-Zusammenkünften, da mich das Beauty-Schicksal dank guten Genen sowie intensiver Hautpflege von fiesen Unreinheiten und besonders dunklen Augenschatten verschont hat.

Dennoch schlägt die Paranoia voll zu und ich schleiche wie ein verschüchterter Teenager vor dem ersten Slow-Dance (macht man das heute überhaupt noch? Oder wäre der Vergleich mit einem hypnotisierten Eichhörnchen besser gewesen?) nur ganz leise im Hintergrund herum. Alles aus Angst vor unangenehmen Fragen («Bist Du krank?») oder mitleidigen Blicken.

Und was passiert?

Genau gar nichts.

Niemandem scheint etwas aufzufallen an mir ausser charming Christine, die mich fragt, ob die #nomakeupchallenge schon vorbei sei. Als ich mit freudigem Strahlen verneine, schaut sie mich ungläubig an: «Echt jetzt? Ich hätte schwören können, dass Du geschminkt bist, so frisch und erholt wie Du aussiehst!»

 

Lektion 4: Offenbar bin ich die einzige, der mein nacktes Gesicht wirklich auffällt. Was daran liegen dürfte, dass es den meisten Menschen schlicht egal ist, ob ich geschminkt bin oder nicht. Weil sie mit anderen Dingen beschäftigt sind und mich im Übrigen nicht ansatzweise so ernst nehmen wie ich es tue.

 

Nach einer Woche ohne Makeup gibt es auf sonrisa.ch die Bilanz zur #nomakeupchallenge.

 

Donnerstag

 

Grad vier Presse-Events stehen heute statt auf dem Tagesprogramm, das mit einem Business-Lunch im Restaurant Latino beginnt, wo mich – so kommt es mir zumindest vor – alle Gäste ungläubig anstarren. Ja, ich kann in ihren Gesichtern förmlich lesen, wie sich vor allem die anwesenden Damen innerlich fragen, was los ist mit mir.

Oder anders gesagt: Die Paranoia ist zurück!

Dass es doch noch zu Happy End kommt, liegt an der tollen Gesellschaft und den guten Gesprächen während des – ausgesprochen leckeren – Mittagessens.

Ebenfalls ein Grund für mein steigendes Stimmungsbarometer ist die Vorfreude auf das professionelle Foto-Shooting mit dem wunderbaren Team von Fair Fashion Revolution (mehr dazu schon bald!) am Abend, für das ich extra die #nomakeupchallenge unterbreche, um mich von Superschnügger Kiki am Bobbi Brown-Counter bei Globus Zürich schminken zu lassen: So richtig mit allem, was dazu gehört, frei nach dem Motto «wenn schon, denn schon»…

Total begeistert vom Resultat flitze ich zu den nächsten Presse-Terminen von Farfalla und Thomas Sabo: Leicht gehetzt wegen der dichten Agenda – aber gleichzeitig komplett entspannt, weil ich mich dank des Makeups wieder voll gesellschaftstauglich fühle.

 

Lektion 5: Ja, Makeup ist ein Ego-Booster für mich. Nicht immer, aber es kommt vor. Egal, ob mir das gefällt oder nicht…

 

Nach einer Woche ohne Makeup gibt es auf sonrisa.ch die Bilanz zur #nomakeupchallenge.

Nach einer Woche ohne Makeup gibt es auf sonrisa.ch die Bilanz zur #nomakeupchallenge.

 

Samstag

 

Der Abschluss der #nomakeupchallenge endet mit einer freudigen Erkenntnis: Statt mich für die bevorstehende Einladung zum Abendessen aufzuhübschen, trage ich knapp bevor wir das Haus verlassen bereits die Nachtpflege auf – und spare damit bei der Heimkehr später wertvolle Zeit, die sofort in eine weitere Folge von ‚The good wife‘ (yep! Als echte Anti-These zu trendbewussten Netflix-Hippstern sind erst jetzt darauf gekommen) investiert wird…

 

Und jetzt?

 

Einen Tag nach dem offiziellen Ende der #nomakeupchallenge herrscht grosse Freude im Hauptquartier von sonrisa.

Darüber, dass ich das Experiment «oben ohne» – bis auf einen Nachmittag – geschafft habe. Und vor allem darüber, dass es nun vorbei ist.

Nicht, weil ich mir ein Leben ohne Makeup nicht vorstellen könnte, im Gegenteil: Je nach Stimmung verspüre ich sogar ein Gefühl der Stärke, ungeschminkt durch’s Leben zu gehen.

Aber, und das hat mich ernsthaft gestresst während dieses Projekts: Ich möchte selbst entscheiden, wann das der Fall ist.

Denn Schminken heisst für mich nicht «etwas verstecken» oder gar «krass übermalen», wie wir das von Kim Kardashian oder Daniela Katzenberger kennen (die sich übrigens beide auch schon ohne gar nix gezeigt haben auf Social Media).

 

Stattdessen verstehe ich Schminken als eine grossartige Möglichkeit, seine optischen Vorzüge zu betonen. Neue Looks auszutesten. Spass zu haben. Oder auch einfach nur: Um dem oftmals grauen Alltag mit Hilfe von Makeup ein bisschen Farbe einzuhauchen.

 

Sofern man grad das Bedürfnis danach hat.