Lesen, Hören und Schauen im Oktober 2025
Mag sein, dass das Wetter im Oktober nicht immer Bestnoten verdient, aber dafür können wir uns in der kalten Jahreszeit mit bestem Gewissen auf dem Sofa installieren und eine kleine Pause einlegen, für die Du hier meine neusten Tipps zum Lesen, Hören und Schauen findest. Spoiler: Es geht um menschliche Nähe und die Komplexität von Beziehungen, um Mode als Spiegel der eigenen Persönlichkeit und um das Portrait einer Frau, die sich jahrzehntelang gegen Vorurteile behauptet hat.
Ich wünsche Dir jetzt schon viel Spass und freue mich natürlich wie immer auch über Deine Empfehlungen per Kommentar – der Herbst hat ja erst richtig angefangen…





Lesen
Ann Napolitano: Hello Beautiful
Zugehörigkeit, Liebe und ein Gefühl von Gemeinschaft kennt der junge William Waters nur vom Basketballplatz, wo er aufgrund seiner Grösse und Disziplin bald seine Berufung findet. Doch dann begegnet er Julia Padavano und stolpert direkt in eine Familie hinein, die lebendiger, wilder und herzlicher ist als jeder Sportverein. Vier Schwestern, unzertrennlich und alle starke Persönlichkeiten auf ihre Art, dazu die Eltern, die präsent und gleichzeitig fordernd sind, sowie ein Alltag, der voller Liebe und Chaos steckt. Plötzlich erfährt William, was es bedeutet, menschliche Wärme zu erfahren.
Ann Napolitano erzählt die Geschichte der erweiterten Padavano-Familie aus Chicago mit ruhiger, fast bedächtiger Präzision. Das ist vor allem am Anfang für ungeduldige Gemüter etwas gewöhnungsbedürftig, letztlich aber sehr wichtig. Denn genau das eher langsame Tempo erlaubt es beim Lesen, jede Figur in ihrer ganzen Tiefe zu erleben. Julia, ihre Schwestern und William wirken wie reale Menschen mit Ecken, Kanten und Eigenheiten, sodass ich mir beim Lesen oft wie eine Besucherin vor Ort vorgekommen bin.
Im Verlauf der Handlung, die dann irgendwann an Fahrt gewinnt, kommen auch schwierige Themen wie Trauer, Einsamkeit und mentale Gesundheit vor, wirken aber niemals aufgesetzt. Schmerz und Heilung gehen Hand in Hand und lösen bei mir ein ganzes Kaleidoskop an Emotionen aus. Über all dem steht die Kraft der Liebe, die sich wie ein roter Faden durch jede Seite zieht. Die Beziehungen zwischen Geschwistern, Eltern, Freund:innen und Liebenden sind voller Wärme, oft traurig und doch tröstlich.
Mein Tipp an alle, die wie ich auch unterwegs gerne lesen: Es lohnt sich, immer ein Taschentuch in der Nähe zu haben – vor allem auf Zugreisen in einem vollen Abteil (speaking for a friend… Oder so ähnlich…)
Hören
Fashion Neurosis
Bella Freud ist Designerin, Urenkelin von Sigmund Freud und jemand, der Mode als eine Art psychologische Landkarte betrachtet. In ihrem Podcast «Fashion Neurosis» lädt sie seit 2024 prominente Freund:innen aus ihrem Umfeld ein, sich wortwörtlich auf die Couch zu legen und über die Bedeutung von Mode zu reden. Meist reicht schon die immer gleich lautende erste Frage «Was trägst du heute und warum?» aus, um ein ganzes Universum aus Scham, Stolz und Identität zu eröffnen.
Die Gespräche sind zugleich klug, witzig und überraschend nahbar. Mode wird hier zu einem Spiegel, der sowohl sehr deutlich als auch unglaublich charmant zeigt, wie wir uns durch unsere Outfits positionieren, wie wir uns schützen und manchmal, wie wir uns belohnen. Jede Episode ist für mich wie eine Einladung, die eigenen Alltagsrituale zu hinterfragen, ohne dass es je belehrend wirkt.
Müsste ich einen Favoriten auswählen, wäre das wohl jene mit Beth Ditto. Sie zeigt, wie verletzlich man sein darf, ohne die Stärke zu verlieren, wie man ein Kompliment annehmen darf, was sie von Kate Moss über das Posieren vor der Kamera gelernt hat und wie man seinen ganz eigenen Stil entwickelt. Grundsätzlich, das einfach noch zum Abschluss, ist jede Folge ein Hörgenuss. Denn Bella Freud zeigt auf unterhaltsame und intelligente Weise, wie eng Mode, Selbstwahrnehmung sowie Lebensgeschichte miteinander verwoben sind, da Kleidung oft mehr erzählt, als Worte es je könnten.
Schauen
Victoria Beckham
Man kann über Victoria Beckham vieles sagen – und genau war während Jahrzehnten auch oft der Fall: Kaum jemand hat so viele Schlagzeilen generiert wie die ehemalige Spice Girl-Sängerin, ohne dass diese ihre eigene Sicht der Dinge schildern konnte. In der Mini-Serie «Victoria Beckham» erzählt die Frau von David Beckham nun selbst ihre Geschichte und gewährt sehr persönliche Einsichten.
Zwischen Archivbildern aus den Spice-Girls-Zeiten, alten Interviews und privaten Momenten entsteht das Porträt einer Frau, die seit Jahrzehnten mit der öffentlichen Wahrnehmung ringt und um Respekt kämpfen musste. Victoria spricht völlig unverblümt über Selbstzweifel, Essstörungen, Perfektionismus und das ständige Gefühl, sich beweisen zu müssen. All das macht die Britin mit einer entwaffnenden Mischung aus Ehrlichkeit, britischem Humor und einer Wärme, wie man es aufgrund ihres Images als unterkühlter Promi nicht erwarten würde . Selbst ihr legendäres «Resting Bitch Face» bekommt eine neue Bedeutung – es war nie Attitüde, sondern einfach nur Selbstschutz.
Besonders berührend fand ich die Momente, in denen ihre Familie zu Wort kommt: David, der liebevoll-konzentrierte Ruhepol; die Kinder, die sie backstage bei der Paris Fashion Week anfeuern; Freunde wie Tom Ford, die sie als kompromisslose Perfektionistin mit Herz beschreiben. All das macht «Victorio Beckham» zu einer wirklich sehenswerten Promi-Doku über eine bemerkenswerte Frau, die ihren Platz nicht geschenkt bekam und auf eindrückliche Weise zeigt, dass Stärke manchmal einfach bedeutet, weiterzumachen, selbst wenn alle schon ein Urteil gefällt haben.
Die Bilder machte lovely Anais, der Du unbedingt via Instagram auf auf @anaisindra folgen solltest. Ich trage einen Spitzenrock von Intensify me, das übrige Outfit ist von verschiedenen Second Hand Stores.
PS: Du möchtest regelmässig auf dem Laufenden bleiben? Hier geht es lang zur Anmeldung für den sonrisa-Newsletter, mit dem Du einmal pro Monat eine Dosis Schönheit, Lifestyle und Wellness ins Mail-Fach bekommst.



(0) Comments
Schreiben Sie einen Kommentar